Bei den Bandscheiben handelt es sich um bindegewebige Scheiben zwischen den einzelnen Wirbeln, die gewissermaßen als „Stoßdämpfer“ eine wichtige Funktion ausüben. Im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls verschieben sie sich aus ihrer Position und gelangen nach außen. Ihre schützende Funktion können sie dann nicht mehr richtig wahrnehmen und es kann langfristig zu Nervenschäden kommen. In einigen Fällen verläuft ein Bandscheibenvorfall jahrelang beschwerdefrei. Häufig sind aber sehr starke Rückenschmerzen. Treten bereits Missempfindungen oder Lähmungen auf, ist eine sofortige Therapie angezeigt. Typischerweise erkranken Menschen mittleren Lebensalters, aber auch junge Menschen können betroffen sein.

Ursachen & Pathologie

Ein Bandscheibenvorfall entsteht durch den Austritt von Gallertflüssigkeit des Gallertkerns (Nucleus pulposus). Diese Flüssigkeit entweicht durch mikroskopische Risse im Faserring (Anulus fibrosus) der Bandscheibe. Meistens sind die beiden unteren Bandscheiben der Lendenwirbelsäule oder diejenige zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel betroffen, da die Wirbelsäule an diesen Stellen relativ beweglich ist. Am seltensten sind Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule, da die Wirbel hier durch den Brustkorb stabilisiert werden. Zu einem Zerreißen des Anulus fibrosus kommt es meist, nachdem dieser durch Alterungsvorgänge oder chronische Überlastung des Segmentes, z. B. bei Berufen, die schweres Heben erfordern, geschädigt wurde. Kommt es dann zu einer erneuten Schwerbelastung, in deren Rahmen der obere Wirbel auf dem unteren gedreht und abgekantet wird, reißt der Faserring der Bandscheibe und Teile des Gallertkernes können nach außen gelangen.

Symptome

Krankheitszeichen entstehen, sobald der vorgewölbte oder ausgetretene Gallertkern auf einen der in den Zwischenwirbellöchern verlaufenden Spinalnerven drückt. Dies geschieht meist bei Bewegungen, die Drehungen der Wirbelsäule um die Längsachse, eine Vorbeugung von Rumpf oder Kopf oder eine Kombination dieser beiden Bewegungen erfordern. Bei einer Schädigung in der Halswirbelsäule treten Missempfindungen, Schmerzen und vorübergehende Lähmungen in einem oder beiden Arme auf. Im Bereich der Lendenwirbelsäule entstehen meist chronische Kreuzschmerzen ohne und mit Ischias-Syndrom bis hin zum Bild einer teilweisen Lähmung der Fußmuskeln mit Blasen- und Mastdarmlähmung. Die Schmerzen können auch in andere Körperregionen ausstrahlen. Der Schmerzcharakter eines Bandscheibenvorfalls wird typischerweise als stechend beschrieben.

Diagnose

Nach Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) beginnt der Arzt mit einer ausführlichen Patientenbefragung, die insbesondere die aktuelle berufliche Situation und das Privatleben bezüglich großer körperlicher Belastungen beleuchtet. Es folgt eine eingehende neurologische Untersuchung, bei der die Identifikation des schmerzenden Nervs im Vordergrund steht. Mittels spezifischer Tests kann so festgestellt werden, ob es bereits zu Nervenschädigungen gekommen ist. Hierzu werden Nervenleitungsgeschwindigkeit, Reflexe, Beweglichkeit und Sensibilität untersucht. Da die sogenannte Schaufensterkrankheit ähnliche Symptome wie bei einem Bandscheibenvorfall auslöst, prüft der Arzt den Puls an den Beinen.

Zur weiteren Diagnostik gehört die Darstellung des Bandscheibenvorfalls mittels bildgebender Verfahren wie Röntgen, CT, MRT oder eine Myelographie. So lässt sich die genaue Lokalisation und das Ausmaß der Erkrankung präzise ausmachen. Außerdem lassen sich mögliche Differentialdiagnosen wie Entzündungen oder Tumore ausschließen.

Therapie

In etwa 80 Prozent der Fälle genügt eine konservative Therapie, manchmal ist auch gar keine Intervention notwendig. Tritt ein Bandscheibenvorfall neu auf, sollte bis zu acht Wochen Ruhe gehalten werden. Eine individuell abgestimmte Schmerztherapie gehört praktisch immer zum Therapieschema, außerdem muss der Patient seine Lebensweise ändern. Starke und einseitige Belastungen sind unbedingt zu vermeiden, während eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur mittels Physiotherapie und speziellem Training sehr empfehlenswert ist. Durch diese Maßnahmen lassen sich häufig weitere Bandscheibenvorfälle vermeiden. Insgesamt gilt es gerade im Akutstadium, die Wirbelsäule zu entlasten und muskelentspannende Maßnahmen zu ergreifen.

Eine Operation ist dann notwendig, wenn bereits nachweisbare Nervenschäden eingetreten sind oder sich die Schmerzen konservativ nicht ausreichend stillen lassen. In diesem Fall wird das herausgetretene Bandscheibengewebe möglichst minimal-invasiv entfernt. Bei größerem Krankheitsgeschehen ist aber eine offene OP notwendig.