(Musculus)

Ein Muskel besteht aus Körpergewebe aus Muskelzellen oder Muskelfasern und einer dünnen Hülle. Er ist ein Bewegungsorgan des menschlichen und tierischen Körpers mit der Fähigkeit, sich auf Nervenreize hin zusammenzuziehen. Die Gesamtheit der Muskeln wird Muskulatur genannt. Man unterscheidet Skelettmuskeln und Eingeweide- bzw. Gefäßmuskeln (näheres dazu siehe Muskulatur).

Mit Ausnahme der hauptsächlich im Gesicht als mimische Muskulatur gelegenen Hautmuskeln ist jeder Muskel an mindestens zwei Skelettstücken fest angeheftet. Die eine Anheftungsstelle wird Ursprung, die andere Ansatz genannt. Wenn sich der Muskel unter dem Einfluss eines Nervenreizes (siehe Nervensystem) verdickt und gleichzeitig verkürzt (kontrahiert), kann er den Ansatz dem Ursprung nähern und so eine Bewegung des Skeletts bewirken. Die Verbindung des Muskels mit dem Knochen erfolgt durch derbfaseriges Bindegewebe.

Die Skelettmuskeln haben quer gestreifte Muskelfasern und unterliegen unserem Willen als willkürliche Muskeln. Außerdem gehen sie in Sehnen über. Die Ursprungssehne eines Muskels ist sein „Kopf“, die Ansatzsehne sein „Schwanz“; dazwischen liegt der „Muskelbauch“. Es kann sein, dass ein Muskel mehrere – zwei, drei, sogar vier – Köpfe hat, was dann oft in der Benennung „biceps“, „triceps“ bzw. „quadriceps“ zum Ausdruck gebracht wird. Es kann auch sein, dass sich aus einem einheitlichen Muskelbauch mehrere Ansatzsehnen entwickeln, z.B. von einem Unterarmmuskel zu den vier dreigliedrigen Fingern. Es kommt auch vor, dass sich in der Mitte der Länge eines Muskels eine Sehne befindet, so dass der Muskel zweibäuchig (ein Musculus digastricus) ist; manchmal finden sich auch Sehneneinschreibungen, die den Muskel nur unvollständig in mehrere Bäuche gliedern.

Der Querschnitt durch einen Muskel kann rund oder platt sein. Geht ein breiter, platter Muskel in eine Sehne über, so ist diese auch platt und heißt Aponeurose. Die einzelnen Muskeln oder mehrere, zu einer Muskelgruppe zusammengefasste Muskeln werden durch Schläuche festen Bindegewebes, die Muskelbinden (Faszien), in ihrer Lage gehalten. Wenn die Faszie einer Muskelgruppe einem anderen Muskel zum Ursprung oder Ansatz dient, dann nimmt sie aponeurotischen Charakter an; dient sie dem von ihr bedeckten Muskel zum Ursprung, so spricht man von einem „Sehnenspiegel“.

Manche Muskeln ziehen von einem Knochen zu dem unmittelbar anschließenden; sie werden eingelenkig genannt, da sie nur ein Gelenk beeinflussen. Es gibt aber auch mehrgelenkige Muskeln, z.B. der allgemein bekannte Bizeps des Oberarms, der vom Schulterblatt zur Speiche zieht (Arm) und daher Schulter und Ellbogengelenk beeinflusst, oder der tiefe Fingerbeuger, der auf seinem Weg vom Unterarm zu den Endgliedern der Finger auf das Handgelenk und alle drei Fingergelenke (Hand) wirkt.

Zieht ein Muskel über die Beugeseite eines Gelenks hinweg, wird er eine Beugung bewirken, zieht er über die Streckseite, bewirkt er eine Streckung, zieht er über die Außenseite, bewirkt er eine Wegführung von der Körpermitte usw.

Die Eingeweide- bzw. Gefäßmuskeln werden nicht über Bewegungsnerven, sondern über vegetative Nerven in Funktion gesetzt, also als unwillkürliche Muskeln (wie auch der Herzmuskel). Sie werden auch als glatte Muskeln bezeichnet und bedienen die inneren Organe wie Magen und Darm sowie die Gefäße wie die Ringmuskeln der Adern und die Venenklappen.

Muskeln mit gleicher Wirkung (Funktion) bezeichnet man als Synergisten, Muskeln mit entgegengesetzter Funktion als Antagonisten. Aber die Funktion eines Muskels besteht nicht nur darin, dass er vorübergehend Bewegungen bewirkt, sondern er hat ständig eine Spannung (Tonus), die erst mit dem Tod oder bei schlaffer Lähmung erlischt.

Während der Ruhe speichert der Muskel Kohlenhydrate als Glykogen. Dieses wird während der Arbeitsleistung zu Milchsäure abgebaut. Durch Arbeit und Sport kräftigen sich die Muskeln, durch Nichtbeanspruchung erschlaffen oder schwinden sie.