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Einleitung

Die Niere ist ein paariges, parenchymatöses Organ, in dem der Harn produziert wird (Harnorgane). Der Mensch kann auch mit einer Niere ein weitgehend normales Leben führen.

Anatomie

Die Nieren liegen in Fett eingebettet der hinteren Wand des Bauchraums an, meist in dessen oberem Anteil, so dass eine breite Beziehung zum aufsteigenden Anteil des Zwerchfells besteht.

Die Niere ist von einer festen Bindegewebskpasel (Capsula fibrosa) umgeben. Mit dem umgebenden Fett (Capsula adiposa) ist sie durch einen Fasziensack (Faszie) umschlossen. Beim Menschen ist die Niere elf Zentimeter lang, etwa sechs Zentimeter breit und vier Zentimeter dick.

Äußerlich betrachtet hat sie die bekannte Bohnen- oder Nierenform, wobei die Einziehung, der Hilus, der Körpermitte zugekehrt ist. Die hier ein- und austretenden Strukturen (Arterie, Vene, Harnleiter, Nerven, Lymphgefäße) gelangen nicht direkt ins Nierenparenchym, sondern in einen Bindegewebsraum, den Nierensinus, den das Parenchym wie eine sehr dickwandige Tasche umgibt. Schon vor dem Eintritt in den Sinus erweitert sich der Harnleiter zum Nierenbecken, das sich im Sinus in die Nierenkelche – meistens sieben bis neun an der Zahl – aufzweigt. Auch die außerhalb des Hilus beginnende Aufzweigung der Blutgefäße setzt sich im Sinus fort.

Histologie

An der durchschnittenen Niere kann man im Parenchym zweierlei Substanzen erkennen: Rinde und Mark. Die Rinde liegt nicht nur an der Oberfläche, sondern dringt mit breiten Fortsätzen (Columnae renales) bis an den Sinus vor. Dadurch wird die Marksubstanz in meistens sieben bis neun einzelne Stücke, die Nierenpyramiden, unterteilt. Die abgerundeten Spitzen dieser Pyramiden ragen als Papillen in die Kelche vor. Die Mitte einer Papille sieht bei Lupenvergrößerung siebartig aus, da sich hier zahlreiche feine Gänge (Ductus papillares) öffnen, die den Harn aus dem Parenchym in den Kelch entleeren. In der Markpyramide verzweigen sich diese Gänge baumartig und ihre letzten Äste, die Sammelrohre, gelangen in strahlenartigen Ausläufern der Marksubstanz, den Markstrahlen, in den Bereich der Rinde bis unmittelbar an die Organoberfläche. Dieser ganze Baum feinster Röhrchen dient nicht der Harnbildung, sondern nur der Harnleitung. Erst an die Sammelrohre ist der harnbildende Apparat angeschlossen.

Nephron

Die Einheit des harnbildenden Apparats wird als Nephron bezeichnet. In jeder Niere befinden sich ca. eine Million Nephrone, von denen jedes äußerst kompliziert gebaut ist.

Seine Hauptteile sind:

a) das Malpighi-Körperchen,

b) das gewundenen Röhrchen erster Ordnung,

c) die Henle-Schleife,

d) das gewundene Röhrchen zweiter Ordnung, das schließlich durch ein Verbindungsstück in das initiale Sammelrohr mündet.

Die Henle-Schleife steigt im Markstrahl bis tief in die Markpyramide ab und kehrt auf demselben Weg von dort zurück, während die anderen Teile des Nephrons in dem zwischen den Markstrahlen befindlichen Rindenlabyrinth liegen.

Das kugelförmige Malpighi-Körperchen hat einen Gefäßpol und einen Harnpol. Am Gefäßpol findet sich eine zuführende und eine abführende Arterie; die beiden sind durch zahlreiche Schlingen von Blutkapillaren miteinander verbunden, die zusammen ein Knäuel (Glomerulus) bilden. Am Harnpol öffnet sich das gewundene Röhrchen erster Ordnung in einen spaltförmigen Hohlraum, der das Gefäßknäuel rings umgibt. In diesen Hohlraum tritt aus dem Glomerulus Flüssigkeit, der so genannte Primärharn, über. Auf seinem Weg durch die gewundenen Kanälchen und die Henle-Schleife werden dem Primärharn harnfähige Substanzen zugefügt, während der größte Teil des Primärharns rückresorbiert wird.

5. Nierenlappen

Beim Kleinkind zeigt die Nierenoberfläche deutliche Furchen, durch die einzelne Lappen voneinander getrennt werden. Beim Erwachsenen ist die Lappung in der Regel bis auf geringe Rest geschwunden. Ein Lappen entspricht einer Pyramide mit umgebender Rindensubstanz. Als Nierenläppchen wird ein Markstrahl bezeichnet.

Blutversorgung

Die vom Nirensinus in das Parenchym eintretenden Arterien laufen zunächst an der Rinden-Mark-Grenze und senden dann gegen die Oberfläche Zweige, die zwischen den einzelnen Läppchen verlaufen. Von diesen gehen die zuführenden Arterien an die Glomeruli ab. Da im Glomerulus das Blut zwar Flüssigkeit, nicht aber seinen Sauerstoff abgibt, ist im abführenden Gefäß noch sauerstoffgesättigtes (arterielles) Blut, und dementsprechend ist das abführende Gefäß auch eine Arterie, die sich im Nierenparenchym nochmals aufsplittert. Der Glomerulus ist daher ein arterielles Wundernetz.

Die Venen des Parenchyms verlaufen gemeinsam mit den Arterien aus den oberflächlichen Teilen der Rinde. Sie zeigen sich an der Organoberfläche, an der sie sich zu Gefäßsternen (Stellulae verheynii) vereinigen.