verhorntes Anhangsgebilde der Haut. Haare befinden sich außer an Handinnenflächen und Fußsohlen an der gesamten Körperoberfläche. Beim Neugeborenen in Form des flaumigen Wollhaares (Lanugo).

Man unterscheidet drei Sorten von Haaren: Am längsten (über einen Meter) können die Kopfhaare werden (Langhaar). Dagegen werden Wimpern (Cilien) und Augenbrauen (Supercilien) nie länger als einen Zentimeter (Borstenhaar). Das kaum sichtbare, farblose Kurzhaar bedeckt fast den gesamten Körper.

Zur Zeit der Pubertät treten bei beiden Geschlechtern Schamhaare (Pubes) und Achselhaare (Hirci) auf, überdies beim Mann der Bart (Barba), Haare am Naseneingang (Vibrissae), im äußeren Gehörgang (Tragi) sowie die so genannte Terminalbehaarung, die je nach rassischer und individueller Veranlagung in verschieden großen Gebieten des Körpers das Kurzhaar ersetzt. Auch bei der Frau sind Terminalhaare, z.B. am Unterschenkel, nichts ungewöhnliches. Während bei der Frau die Schambehaarung normalerweise nach oben horizontal begrenzt ist, läuft sie beim Mann spitz zum Nabel hin aus. Umschriebene starke Behaarung am unteren Teil des Rückens in der Körpermitte ist meist ein Hinweis darauf, dass sich die Wirbelbögen in der Embryonalentwicklung an dieser Stelle nicht geschlossen haben.

Außer dem äußerlich sichtbaren Schaft hat das Haar eine Wurzel, die leicht geneigt in der Haut steckt. Aus der Schrägstellung der Wurzel resultiert eine leichte Neigung des Schaftes, die für jede Körperregion charakteristisch ist. So ergeben sich verschiedene Haarströme, die von typisch gelegenen Haarwirbeln ausgehen. Die längeren Haare sind entweder schlicht, gewellt oder gekraust. Ihre Farbe hängt von der Menge des eingelagerten Melanins (Pigment) und – beim weißen Haar – von eingeschlossenen Luftbläschen ab (Haarfarben von blond über rot und braun bis schwarz, im Alter und stressbedingt zeigt sich Depigmentierung als weiße Haare).

Die in die Unterhaut reichende Haarwurzel wird ringsum von den Schichten der Haut begleitet: von der Oberhaut durch epitheliale Wurzelscheiden und von der Lederhaut durch den bindegewebigen Haarbalg. Das untere Ende der Wurzel ist zu einer Zwiebel aufgetrieben, in die eine Papille der Lederhaut hineinragt. Die Zwiebel besteht aus noch unverhornten Epithelzellen, durch deren Teilung das Haar wächst. Der Verhornungsprozess schreitet von unten nach oben und von innen nach außen fort. Nur bei sehr dicken Haaren findet sich im Schaft eine nicht völlig verhornte innere Markschicht. Die oberflächlichsten Hornplättchen des Haares sind dachziegelartig mit den freien Rändern gegen die Spitze zu angeordnet, so dass man einen leichten Widerstand fühlt, wenn man mit zwei Fingern wurzelwärts über das Haar streichen will. Den Wurzeln vieler Haare sind Talgdrüsen angeschlossen.

Da die Haarwurzel schräg in die Haut eingepflanzt ist, entsteht an ihrer einen Seite ein spitzer, an der anderen ein stumpfer Winkel. Im stumpfen Winkel spannt sich in der Lederhaut ein winziger glatter Muskel aus, durch dessen Zusammenziehung das Haar aufgerichtet wird (Musculus arrector pili), was sich äußerlich als "Gänsehaut" bemerkbar macht.

Haare sind auch Sinnesorgane, da an den Haarwurzeln Nerven enden. Nach einer bestimmten Lebensdauer (beim Kopfhaar mehrere Jahre, bei den Wimpern einige Wochen) fällt das Haar aus und wird durch ein neues ersetzt. Bei Glatzenbildung erfolgt der Ersatz nur durch Wollhaar.

Das Färben des Haars ist eine seit dem Altertum verbreitete Sitte. Heute stehen für diesen Zweck zahlreiche pflanzliche, metallische und künstliche Farbstoffe zur Verfügung, die auf Unschädlichkeit geprüft sind. Trotzdem sieht man häufig Schäden wie Haarausfall oder Ausschläge, die durch unsachgemäße Anwendung oder Überempfindlichkeit der Haut entstehen. Gefärbt werden sollte nur kräftiges, nicht zu trockenes Haar.