auch: Ohrgeräusch;

ohne äußeren Reiz vom Ohr wahrgenommenes Geräusch. Es kann anhaltend, unterbrochen oder anfallsweise auftreten und ist durch seinen rauschenden oder pfeifenden Charakter und seine Lautstärke meist sehr belastend für den Betroffenen. Insbesondere die Angst vieler Patienten vor einem dauerhaften Bestehen des Geräusches verschlimmert den Leidensdruck. Bei einem Tinnitus handelt es sich laut Definition nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Symptom.

Entstehung

Die Ursachen für einen Tinnitus sind sehr vielseitig. Als einer der häufigsten Auslöser gilt negativer Stress. Vermutlich ist durch seelische und körperliche Anspannung der gesamte Muskeltonus des Körpers erhöht, was zu einer Verengung der Innenohrgefäße führt. Eine verringerte Durchblutung verursacht häufig einen Tinnitus, wie um Falle eines Hörsturzes. Weitere mögliche Ursachen sind ein Lärmtrauma, Schwerhörigkeit, Ohrtumoren, Mittelohrentzündung oder Störungen des Gleichgewichtsorgans (z. B. bei Morbus Menière). Auch einige Medikamente können Ohrgeräusche verursachen (Antibiotika), ebenso wie Störungen an der Halswirbelsäule oder eine Kieferfehlstellung. Bei vielen Patienten kann keine genaue Ursache festgestellt werden (Idiopathie).

Häufigkeit

Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland hatten bereits einem Tinnitus. Bei rund 2 – 3 % der Gesamtbevölkerung liegt Statistiken zu Folge eine behandlungsbedürftige Form des Symptoms vor. Aufgrund seiner großen Häufigkeit wird der Tinnitus als Volkskrankheit angesehen.

Akuter & chronischer Tinnitus

Besteht ein Tinnitus seit weniger als 3 Monaten, so wird dieser als akut bezeichnet. In diesem Stadium ist meist noch eine vollständige Heilung möglich. Dauert das Geräusch länger als ein Vierteljahr an, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus. In dieser Form ist eine komplette Heilung meistens nicht mehr möglich. Der Mechanismus, durch den ein Tinnitus in seine chronische Form übergeht, ist noch nicht umfassend aufgeklärt. Es gilt als sicher, dass das Gehirn eine Rolle bei der Aufrecherhaltung des Tinnitus spielt. Der Ton wird im Gehirn gespeichert und bleibt dadurch erhalten. Das Phänomen ist vergleichbar mit dem sog. Phantomschmerz; eine Extremität wurde amputiert und die Schmerzwahrnehmung existiert weiter.

Diagnostik

Folgende diagnostische Maßnahmen werden bei einem Tinnitus durchgeführt:

  • Hörtest
  • Hirnstammaudiometrie (Messung der neuronalen Schallverarbeitung)
  • bildgebende Maßnahmen (CT, MRT) zum Ausschluss von Tumoren
  • Blutbild
  • Röntgenuntersuchung von Halswirbelsäule und Kiefergelenk
  • Untersuchung der Schallleitung
  • Erhebung der Anamnese (Analyse der Lebensumstände in Bezug auf Stress und evtl. berufsbedingten Lärm)

Therapie

Liegt ein plötzliches Ohrgeräusch vor, so ist die sofortige Behandlung durch einen HNO-Arzt angezeigt. Nach eingehender Untersuchung besteht die Therapie des akuten Tinnitus in der Applikation von durchblutungsfördernden Medikamenten und Kortison. Diese werden über mindestens eine Woche in Form einer Infusion stationär verabreicht. Gewöhnlich erhält der Patient nach Entlassung entsprechende Tabletten und führt die Therapie noch einige Wochen fort. In dieser frühen Phase gelingt häufig die komplette Beseitigung des Tinnitus.

Besteht ein Tinnitus über 3 Monate, ist er in die chronische Form übergegangen. Eine komplette Heilung ist hier unwahrscheinlich. Daher zielen die Therapieoptionen des chronischen Tinnitus vermehrt auf eine Verdrängung des Geräusches aus dem Bewusstsein. Die bisher erfolgreichste Behandlungsoption ist die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT). Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das von den US-amerikanischen Wissenschaftlern Jastreboff und Hazell in Baltimore entwickelt wurde. Die TRT gliedert sich in drei Bestandteile:

  • Beratung: Der Patient wird umfassend über den Tinnitus, seine Entstehung und Behandlung informiert. Je mehr Wissen der Betroffene hat, desto besser versteht er seine Symptome.
  • Noiser: Tragen einer Art Hörgerät (Tinnitus-Noiser), das ein für den Patienten angenehmes Rauschen aussendet. Der Ton darf dabei nicht lauter als der Tinnitus sein. Auch wenn nur ein Ohr von dem Tinnitus betroffen ist, bringt eine beidseitige Beschallung bessere Behandlungsergebnisse. Der Noiser sollte mindestens 8 Stunden täglich über einen Zeitraum von rund einem Jahr getragen werden. Die permanente Stimulation des Hörnervs durch den künstlichen Ton sorgt für eine Verdrängung bzw. Überlagerung des Tinnitus.
  • Psychotherapie: Begleitend zum Tragen des Noisers sind regelmäßige Therapiesitzungen angezeigt, die dem Patienten negative Emotionen und mit dem Tinnitus verbundene Ängste nehmen sollen.

Grundsätzlich sollten Tinnitus-Patienten Entspannungsübungen erlernen und absolute Stille meiden.