(Saturnismus)

Einleitung

Eine Vergiftung mit Blei entsteht als Folge des ständigen Einatmens größerer Mengen bleihaltigen Staubes, Rauches oder Dampfes. Die Bleivergiftung äußert sich in Schwindel, Sehstörungen und Erbrechen, führt zu Hirnschädigungen, Lähmungen, Gelenkschmerzen, Sehstörungen und Kollaps und kann sogar tödlich sein. Praktische Bedeutung hat nur die chronische Bleivergiftung.

Gefahrenbereiche

Die Gefahr einer beruflichen Bleivergiftung besteht v.a. in Bleihütten, Akkumulatorenfabriken, bei der Herstellung von bleihaltigen Farben, der Herstellung von Gemengen für Bleiglas, beim Abbrennen von bleihaltigen Anstrichen, beim Farbspritzen mit bleihaltigen Farben, bei Bleilötarbeiten und Homogenverbleiungen im Bereich der chemischen Industrie, im cheramischen Buntdruck, teilweise in der Automobilindustrie bei der Verwendung von bleihaltigen Loten zur Glättung von Unebenheiten in den Karosserien.

Aufnahme, Lagerung und Ausscheidung von Blei durch den Körper

Aufgenommen wird das Blei hauptsächlich in Staub- und Dampfform (es schmilzt bei 325 Grad und verdampft bei 550 Grad); die Aufnahme über den Magen-Darm-Kanal (durch Essen, Rauchen usw. mit verschmutzten Händen) tritt demgegenüber in den Hintergrund. Es wird in der Leber und vor allen in Knochen abgelagert. Die Ausscheidung von Blei erfolgt vorwiegend durch den Darm.

Erstes Stadium der chronischen Bleivergiftung

Im ersten Stadium der chronischen Bleivergiftung finden sich typische Anzeichen der Bleiaufnahme ohne ernsthafte Krankheitserscheinungen in Form eines vermehrten Blutzerfalls und einer überstürzten Blutneubildung. Meist wird auch ein rötlich fluoreszierender Farbstoff, das Porphyrin, im Urin ausgeschieden, das aus dem gestörten Blut-Farbstoffwechsel stammt. Klinisch findet man in diesem Stadium schon das Bleikolirit, eine eigentümlich fahle Blässe auf dem Boden einer spastischen Verengung von Hautgefäßen, und den Bleisaum, eine blauschwarze Einlagerung von Schwefelblei im Zahnfleisch. Gelegentlich wird über unspezifische Beschwerden (Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Magenschmerzen und Schwindel) geklagt.

Zweites Stadium der chronischen Bleivergiftung

Das darauf folgende Stadium der blühenden Bleivergiftung ist gekennzeichnet durch schwere Darmkoliken mit erheblicher Verstopfung. Oft treten auch Gelenkschmerzen auf, häufig findet sich eine Bleilähmung, meist der Handstrecker. Seltener sind die Bleienzephalopathien mit epileptischen Krämpfen, Bewusstseinsstörungen und fortschreitender Demenz und schwereren Leberschäden.

Spätschäden

Von den Spätschäden der Bleivergiftung ist besonders die Bleiniere umstritten. Dabei handelt es sich um die Folgen einer Bleigefäßschädigung mit den Erscheinungen einer rasch fortschreitenden Arteriosklerose.