Fettsucht (Adipositas) beschreibt eine starke Vermehrung des Fettanteils im Körper, verbunden mit starkem Übergewicht. Es handelt sich um eine Epidemie unserer Zeit, die sich weiter verschlimmern wird. So geht man davon aus, dass im Jahr 2030 mehr als die Hälfte der Europäer an Fettsucht leiden werden. In Deutschland sind mehr als 50 Prozent der Menschen zu dick. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Übergewicht wird durch den Body-Mass-Index (BMI) erfasst, der wie folgt berechnet wird:

Körpergewicht in kg durch Körpergröße in Metern zum Quadrat:

Ab einem BMI von 25 sprechen Mediziner von Übergewicht, ab 30 von Fettsucht (Adipositas). Adipositas ist eine chronische Krankheit, die eine eingeschränkte Lebensqualität mit sich zieht; zudem können Folgeerkrankungen entstehen. Nicht nur körperlich leiden diese Menschen an den Folgen, sondern auch psychisch.

Die Gründe, eine Adipositas zu entwickeln, sind vielfältig: Typische Beispiele sind:

  • Bewegungsmangel
  • Stress
  • Ernährungsfehler

Hinzu kommt, dass in vielen Lebensmitteln große Mengen an Industriezucker vorhanden sind.

Übergewicht und Adipositas treten auch bei Kindern und Jugendlichen vermehrt auf. Diese Entwicklung ist sehr besorgniserregend, da ihre Lebensqualität eingeschränkt und Folgeerkrankungen gefördert werden.

Dazu gehören z. B.:

  • Diabetes Typ II
  • Bestimmte Arten von Krebs
  • Arthrose
  • Depressionen

Weltweit ist Fettsucht eine der wichtigsten vermeidbaren Todesursachen, deren Häufigkeit sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen weiter zunimmt. Viele Erwachsene haben in Ihrer Erziehung gesagt bekommen, dass man den Teller zwingend aufessen muss. Dadurch ignoriert man über Jahre sein Sättigungsgefühl – mit langfristigen Folgen. Zudem werden schon Babys durch die Säuglingsnahrung an einen übermäßig süßen Geschmack gewöhnt.

Ein Großteil des Anstiegs der Kalorien entstammt kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln, z. B. gezuckerten Getränke und Fast Food. Adipositas verringert die Lebenserwartung um mehrere Jahre. Es lohnt sich immer, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Schon mit kleinen Schritten kann man auf diese Art und Weise viel erreichen.

Fettsucht (Adipositas): Ursachen & Entstehung

Adipositas entsteht, wenn dem Körper über die Nahrung langfristig mehr Energie zugeführt wird, als er verbraucht. Mediziner unterscheiden zwischen primären und sekundären Ursachen.

Primäre Ursachen

Hierunter fallen Faktoren wie falsche Ernährung und/oder zu wenig Bewegung.

Sekundäre Ursachen

Sekundäre Ursachen einer Adipositas sind z. B.:

  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Überfunktion der Nebennierenrinde
  • Hirntumore
  • Operationen
  • Bestrahlungen
  • Medikamente (z. B. Psychopharmaka oder Kortison)
  • Schlafmangel
  • Essstörungen
  • Hormonelle Veränderungen (z. B. in Schwangerschaft oder Wechseljahren)

Auch Gene und soziale Herkunft spielen eine Rolle

Auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle; Forscher schätzen den Einfluss der Gene auf 50 bis 90 Prozent. Leider haben auch Menschen aus sozial benachteiligten Familien häufig ein höheres Risiko, an Übergewicht oder gar Fettsucht zu erkranken. Nicht zu vergessen sind psychische Ursachen wie die Scheidung der Eltern, Einsamkeit, Depressionen oder der Tod eines Angehörigen.

Fettsucht (Adipositas): Symptome

Neben der sichtbaren Körperfülle äußert sich Adipositas durch übermäßiges Schwitzen, Bewegungseinschränkungen, Atemnot und Herzrasen bei geringster körperlicher Anstrengung. Aus dieser chronischen Fettsucht können weitere Folgekrankheiten entstehen:

  • Atemnot
  • Gicht
  • Schlaganfall
  • Herzinfarkt
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck
  • Depression
  • schnelle Ermüdung (Fatigue-Syndrom)
  • Fettleber
  • chronische Rückenschmerzen und Gelenkverschleiß
  • schlafbedingte Atemstörung (Schlafapnoe)
  • Krampfadern
  • Sodbrennen
  • krankhafte Fettansammlung (Fettverteilungsstörungen)
  • Angststörungen
  • vermindertes Selbstwertgefühl

Fettsucht (Adipositas): Diagnose

Zu Hause kann man selbst testen, ob man übergewichtig oder schon fettleibig ist. Dafür stellt man sich auf die Waage und berechnet mit den Maßen den Body-Mass-Index. Auch die Messung des Taillenumfangs ist sinnvoll.

Am einem BMI von 30 liegt Fettsucht vor

Liegt der BMI bei 30 oder mehr, liegt per Definition eine Fettsucht vor. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, sich einem Arzt und einem Ernährungsberater vorzustellen. Um adäquat helfen zu können, braucht der Experte Informationen über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) und die bisherigen Lebensgewohnheiten. Nur so kann er im Nachhinein einen Therapieplan erstellen.

Entscheidend sind v. a. die folgenden Fragen:

  • Seit wann besteht das Übergewicht?
  • Gibt es Fälle von Adipositas in der Familie?
  • Welche Grunderkrankungen sind bereits bekannt?
  • Welche Medikamente werden eingenommen?

Körperliche Untersuchungen in der Adipositas-Diagnostik

Um die genaue Ursachen für das Übergewicht zu ermitteln, führt der Arzt verschiedene Untersuchungen durch. Dies ist auch wichtig, um Folgeerkrankungen zu entdecken bzw. auszuschließen. Und diese Untersuchungen führt der Arzt durch:

  • Kontrolle der Laborwerte: Blutzucker, Cholesterin, Schilddrüsenhormone, Leber- und Nierenwerte
  • Blutdruckmessung
  • EKG
  • Bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall von Gallenblase und Leber)

Drei Formen von Adipositas

Insgesamt gibt es drei Formen von Adipositas:

  • Adipositas Grad 1: ab BMI 30
  • Adipositas Grad 2: ab BMI 35
  • Adipositas Grad 3: ab BMI 40

Die schwerste Form der Adipositas ist die Adipositas permagna. Menschen mit dieser Diagnose sind sehr stark übergewichtig und riskieren schlimme gesundheitliche Folgen, falls sie keine Hilfe aufsuchen und keine Gewichtsnormalisierung stattfindet. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, so früh wie möglich zu handeln.

Fettsucht (Adipositas): Therapie

Um eine Adipositas erfolgreich zu bekämpfen, genügt eine reine Kalorien- und Gewichtsreduktion oft nicht. Vielmehr müssen die Lebensgewohnheiten komplett umgestellt werden. Menschen mit Fettsucht müssen ihr Gewicht dauerhaft senken und ihren Energiestoffwechsel normalisieren.

Eine Adipositas-Therapie beinhaltet eine Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. In schweren Fällen muss sogar ein Klinikaufenthalt erfolgen.

Normalisierung der Ernährungsgewohnheiten

Bei einer Ernährungstherapie wird am Anfang vermehrt auf eine fett- und kalorienarme Ernährung geachtet, die vor allem aus viel Gemüse und Obst besteht. Wichtig ist, dass die Ernährung ausgewogen ist und man nicht zu viele Kalorien zu sich nimmt. Ballaststoff- und stärkereiche Lebensmittel sind besonders wertvoll.

Auch sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Zwei Liter sollten es mindestens sein. Ideal sind:

  • Mineralwasser
  • Ungesüßter Kaffee oder Tee
  • Fruchtschorlen

In Maßen sind auch zuckerfreie Limonaden in Ordnung, allerdings sind die darin enthaltenen Süßstoffe ebenfalls nur begrenzt empfehlenswert.

Bewegung darf nicht fehlen

Regelmäßige Bewegung darf ebenfalls nicht fehlen, denn sie erhöht den Energieverbrauch und dies trägt wiederum zur Gewichtsreduktion bei. Nicht alle sportlichen Aktivitäten sind geeignet, denn es kommt auf den Grad der Fettsucht an. Generell empfehlenswert sind:

  • Walken
  • Wandern
  • Joggen und Schwimmen
  • Radfahren
  • Yoga
  • Täglicher Spaziergang an der frischen Luft

Sportliche Betätigung gemeinsam mit anderen Menschen gilt als besonders erfolgsversprechend und ist auch für die Seele gut.

Manchmal ist eine Psychotherapie angezeigt

Lebensgewohnheiten, vor allem das Essverhalten, müssen auf Dauer verändert werden. Dieses Vorgehen erfolgt meist im Rahmen einer Verhaltenstherapie, in der Ziele, Verhalten und Fortschritte gemeinsam erarbeitet werden.

Kaum taugliche Medikamente verfügbar

Noch vor wenigen Jahrzehnten galten Appetitzügler als probates Mittel zur Behandlung einer therapieresistenten Adipositas. Häufig wurde der Wirkstoff Sibutramin verwendet, von dem heute bekannt ist, dass er schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann. Auch Orlistat, ein Hemmer der Fettverdauung, sollte wenn überhaupt nur unter strenger ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden.

Zwar gibt es verschiedene Wirkstoffe, bei denen ein verminderter Appetit als Nebenwirkung auftritt (z. B. das Diabetes-Medikament Metformin), jedoch genügt dies oft nicht, sehr starkes Übergewicht ausreichend zu reduzieren.

Operation ist das letzte Mittel

Als sogenannte „Ultima Ratio“ setzen Mediziner bei extremer Fettleibigkeit auf chirurgische Eingriffe. Dies kommt infrage, wenn der BMI über 40 beträgt, andere Behandlungen fehlschlagen oder drastische Folgeerkrankungen drohen.

Bei Jugendlichen unter 18 Jahren kommt eine Operation nur sehr selten in Frage, eine obere Altersgrenze für so einen Eingriff gibt es nicht. Je älter man ist, desto höher ist allerdings das OP-Risiko. Oft wird eine Magenverkleinerung durch ein anpassbares Magenband durchgeführt, so können nur noch kleine Nahrungsmengen zu sich genommen werden. Auch eine dauerhafte Magenverkleinerung ist möglich.