Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist die zweithäufigste Fehlbildung des Menschen. Rund 10 bis 15 Prozent entfallen auf diese Gruppe. Es handelt sich dabei um eine kombinierte oder einzeln auftretende Fehlbildung im Bereich des Gesichts, der Nase und des Mundes. Der Begriff Lippen-Kiefer-Gaumenspalte fasst verschiedene Spaltungen in diesem Körperbereich zusammen. Meist fällt diese Veränderung bereits pränatal durch eine Ultraschalldiagnostik auf. Umgangssprachliche Bezeichnungen für das Phänomen sind Hasenscharte oder Wolfsrachen. Beide sollten aber aufgrund des potenziell diffamierenden Charakters heute nicht mehr verwendet werden.

Ursachen von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte entsteht durch eine Reihe genetischer Mutationen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 8, 13 und 15. Jedoch erhöhen externe Faktoren die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung dieser Fehlbildung deutlich. Zu den bedeutendsten Risikofaktoren gehört ein starker Alkohol– und Nikotingenuss der Mutter während der Schwangerschaft. Weitere potenzielle Auslöser sind:

  • Sauerstoffmangel (Hypoxie) während der Embryonalentwicklung
  • Folsäuremangel
  • Ionisierende Strahlung
  • Bestimmte Giftstoffe (vor allem Dioxine)
  • Intrauterine Blutungen
  • Fieber in der Schwangerschaft

Varianten der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Diese häufige Fehlbildung kann entweder isoliert auf einer Seite oder beidseits auftreten. Rund die Hälfte der Betroffenen weist eine kombinierte Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf. Etwa 30 Prozent leidet unter einer reinen Gaumen- und rund 20 Prozent unter einer isolierten Lippenspalte.

Auswirkungen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Wie stark sich eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte tatsächlich auswirkt, ist vom Ausmaß der Veränderung abhängig. Es kann zu teils massiven Einschränkungen in der Sprache, bei der Nahrungsaufnahme, Atmung oder beim Schluckvorgang kommen. Auch das Hörvermögen kann beeinträchtigt sein. Nicht zu unterschätzen ist die ästhetische Auswirkung. Hier besteht – gerade im Kindesalter – die Gefahr einer sozialen Isolation.

Diagnostik einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann unter Umständen so auftreten, dass sie nach außen hin kaum sichtbar erscheint. In diesem Fall merken Eltern und Kind erst zu Beginn der Sprachentwicklung oder beispielsweise bei Schluckbeschwerden etwas von der Veränderung. Dank den Möglichkeiten einer hochpräzisen und genauen Diagnostik fällt die Spaltung aber heutzutage meistens schon pränatal im Ultraschallbild auf. Dies bietet für die Eltern die Möglichkeit, sich bereits frühzeitig umfassend über die Behandlungsoptionen aufklären zu lassen.

Therapie einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlbildung und den damit verbundenen Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben. Die zentralen Behandlungsziele liegen:

  1. In der Beseitigung der durch die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte entstandenen Funktionseinschränkungen
  2. In der Korrektur der ästhetischen Nachteile

Die eigentliche Fehlbildung wird durch eine oder mehrere operative Eingriffe korrigiert. Insgesamt erfolgt die Therapie durch die Zusammenarbeit von Facharzt aus folgenden medizinischen Teilbereichen:

Weiterhin sollten – je nach Indikation – auch Logopäden und Psychologen am Gesamtkonzept der Behandlung beteiligt werden. Mögliche Anschlusstherapien bestehen in Sprachtraining, Schluckübungen, Korrekturen von Zahnfehlstellungen oder Hörminderungen sowie in einer psychologischen Betreuung.