auch: Blutvergiftung;

Überschwemmung des Körpers mit Bakterien oder ihren Giften; meist mit Eiterherden, Fieber und Schüttelfrost verbunden.

Überblick:

Eine Blutvergiftung, auch genannt Sepsis, ist eine Immunreaktion des Körpers auf eine Infektion, die sich über das Blut im ganzen Körper ausbreitet. „Vergiftung“ ist somit nicht der richtige Ausdruck, da das Immunsystem eine Fehlstörung hat, eine gestörte Abwehrreaktion.  Sie kann sich in verschiedenen Symptomen und Stärken äußern. Den schlimmsten Fehler, den man machen kann, wäre also, dies unbehandelt zu lassen und so den eigenen Tod zu riskieren. Eine Sepsis beginnt oft mit einer eitrigen Wunde oder Lungenentzündung. Statt den Körper zu schützen, schadet das eigene Immunsystem einem jedoch selbst. Warum dies passiert, ist immer noch ein Mysterium. Nahezu alle Infektionskrankheiten können schnell lebensbedrohliche Vergiftungen hervorrufen, dazu zählt sogar eine Grippe. In Deutschland erkranken im Jahr rund 300.000 Menschen an einer Sepsis, 75.000 Fälle enden tödlich. Somit ist Sie die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Besonders betroffen sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, also gerade ältere Menschen über 50 Jahre. Dazu zählen auch Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. Deswegen ist es sehr wichtig, sich impfen zu lassen, um eine Sepsis zu verhindern. Eine Blutvergiftung sollte man sehr ernst nehmen, denn auch wenn man schon auf einer Intensivstation viel Hilfe bekommt, überlebt nur jeder Dritte und bei einem septischen Schock stirbt jeder Zweite.

Die überlebenden einer Sepsis leiden oft an Spätfolgen wie chronischer Erschöpfung, Bewegungseinschränkungen und Appetitlosigkeit. Der Verlust von Extremitäten kann auch einer der Spätfolgen sein. Viele sind auch in ihren weiteren Leben auf Medikamente und Hilfe angewiesen.

Besonders bedrohlich ist eine Urosepsis, die ihren Ursprung im Harntrakt hat. Schätzungsweise 30% aller Sepsis-Patienten leiden an einer Urosepsis. Wenn die Harnwegentzündung nicht umgehend behandelt wird, kann Sie zu schlimmen Schockzuständen und zum Tod führen.

 

Ursachen:

Eine Blutvergiftung entsteht meist durch eine Infektion, dazu zählen eine infizierte Wunde, ein Harnwegsinfekt, eine Lungenentzündung, Bakterien, aber auch Pilze und Viren. Das Immunsystem ist normalerweise stark genug, um die Infektion zu bekämpfen und zu heilen, jedoch passiert es, dass das Immunsystem falsch reagiert und den Körper mehr schädigt als die Infektion bekämpft. Man ist sich noch nicht ganz im Klaren, warum das Immunsystem so stark überreagiert. Die Gewebedurchblutung, sowie der Kreislauf und Stoffwechsel geraten aus dem Ruder. Nieren, Herz oder Lunge funktionieren nicht mehr richtig, mit schlimmen Folgen. Der Blutdruckabfall entsteht durch das weiten von Blutgefäßen im ganzen Körper. Die Entzündungsanzeichen im Blut steigen, Herz und Lunge versuchen den Sauerstoff, der durch fehlenden Rückstrom des Blutes fehlt, mit mehr Arbeit auszugleichen. Folge ist ein Steigen der Atem- und Herzfrequenz, dass Blut gerinnt schneller durch den veränderten Blutfluss, der Schäden an Gefäßen und Gewebe durch den Krankheitserreger mit sich zieht.

Man unterscheidet drei Sepsistypen, einmal die einfache Sepsis, die schwere Sepsis und der septische Schock.

Die einfache Sepsis entsteht durch Atemwegserkrankungen, Magen- und Darmentzündungen. Schätzungsweise 80.000 Menschen erkranken jährlich daran, laden aber nicht auf der Intensivstation.

Eine schwere Sepsis entsteht, wenn abseits vom Ort der Infektion lebenswichtige Organe wie Herz, Nieren, Lunge und das Kreislaufsystem versagen. Alle Menschen mit dieser Diagnose müssen sofort auf eine Intensivstation. Tritt dieses Organversagen auf, ist das Risiko sehr hoch, daran zu sterben (47% der Fälle).

Wenn der Blutdruck niedrige Werte erreicht, kann ein septischer Schock auftreten. Durch einen Flüssigkeitsersatz kann hier kein Unterschied mehr gemacht werden, denn der Körper hat nicht mehr genug Sauerstoff zum Versorgen der Organe. Hier hilft nur noch eine Antibiotika-Therapie und eine vasopressorische Therapie. Bei einer Vasopressorischen Therapie wird mit Noradrenalin gearbeitet. Trotz schneller Behandlung beträgt die Überlebensrate nur 40%.

Besonders betroffen sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, dazu zählen ältere Menschen, Schwangere und Kinder. Auch Patienten, die erst operiert wurden oder auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Auch Erbanlagen spielen eine Rolle bei dem Risiko, einer Sepsis zum Opfer zu fallen, vermuten Mediziner/rinnen.

 

Symptome:

Das Erkennen einer Sepsis ist sehr schwer und kompliziert, gerade in den frühen Phasen. Viele Beschwerden könnten auf andere Krankheiten hinweisen und können leicht verwechselt werden. Je früher man eine Sepsis erkennt, desto höher die Heilungsquote. Um dies zu erreichen, können in der frühen Phase bestimmte Symptome beobachtet werden:

. Erhitzte Haut

. Schüttelfrost und hohes Fieber

. Beschleunigte Atmung, Hyperventilation

. schlechter Allgemeinzustand

. Übelkeit, erbrechen

. Blutdruckabfall

Im fortgeschrittenen Stadium:

. Bläuliche Färbung der Lippen und Schleimhäute

. Desorientierung, Apathie, Verwirrtheit

Sollten diese Symptome hinzukommen muss so schnell wie möglich ein Krankenhaus aufgesucht werden, denn sobald die Bakterien mehr als zwei Organe beschädigen, kann es zu Multiorganversagen kommen und der Tod ist eine sehr wahrscheinliche Folge.

 

Symptome bei einer Urosepsis sind:

. Schmerzen im Unterleib

. niedrige Urienmenge

. Harnabflussstörung

Auch hier muss sehr schnell gehandelt werden, sonst riskiert man auch hier sein Leben.

Wie kann ich verhindern eine Sepsis zu bekommen?

Wichtig ist immer, Wunden sofort zu reinigen und zu desinfizieren. Im Fall einer Infektion ist es ratsam, den Arzt/Ärztin aufzusuchen. Regelmäßiges Händewaschen kann auch zu einer Risikosenkung beitragen. Jede kleinste Maßnahme kann einem viel Schmerz und Leid ersparen. Sich gegen andere Krankheiten impfen zu lassen ist somit auch sehr wichtig, da so das Risiko einer Sepsis gesenkt wird. Ein gesunder Lebensstil, eine ausgewogene Ernährung und tägliche Bewegung reduzieren die Wahrscheinlichkeit, an einer Sepsis zu erkranken.

 

Diagnose:

Wenn ein Verdacht einer Sepsis vorliegt, werden folgende Schritte eingeleitet:

. Röntgenbilder und bestehende Infektionen mit Patientenproben

. Messen der Körpertemperatur, also Fieber oder Unterkühlung

. Fehlerhafte Organfunktion

. Herzfrequenz

. Gerinnungsstörung

. Kontrolle der Nierenwerte

. Laktatwerte werden überprüft, um einen septischen Schock auszuschließen (wenn erhöhte Werte    festgestellt werden, liegt ein septischer Schock vor)

Des weiten gibt es den SOFA-Score, der zur Beurteilung von Patienten auf Intensivstationen eingesetzt wird. Dieser umfasst verschiedene Parameter zur Organfunktion. Die verkürzte Version wird qSOFA genannt. Ziel dieses Scores ist es, ein Risiko für eine Sepsis zu bestimmen.

Wenn zwei von drei Kriterien überreinstimmen, sieht es schlecht um den Patienten aus:

. Atemfrequenz>20 Atemzüge in der Minute

. Systolischer Blutdruck< 100 mmHg

. Glasgow-Koma-Scala < (Bewertung von Hirnfunktions- und Bewusstseinsstörung)

Mit diesem Score können nur Ärzte/Ärztinnen etwas anfangen.

 

Therapie:

Durch Medikamente oder chirurgische Arbeit erfolgt erstmal die Behandlung der Grunderkrankung, die die Blutvergiftung auslöste. Bei vielen Patienten liegt der Urheber in der Lunge, im Darm, der Haut, den Knochen, den Harnwegen oder in den Gelenken. Fremdes Material im Körper wie Schrauben oder Platten können auch eine Sepsis auslösen. Oft kann aber kein Ursprung gefunden werden, deswegen wird dem Patient Blut abgenommen und versucht, die Keime in einem Brutschrank zu vermehren. So kann festgestellt werden, um was für einen Erreger es sich handelt und wie man ihn bekämpfen kann. Auch hier gibt es keine Garantie, dass der Erreger identifiziert werden kann.

Leider gibt es bisher nur wenige Medikamente, die die Sepsis in Schach halten können, bis ein Erreger gefunden wird und so ein passendes Antibiotikum. Aus diesem Grund wird im Vorhinein schon Antibiotika verabreicht, die gegen verschiedene Keime wirken. Mit jeder Sekunde, die vergeht steigt das Risiko, das Organe versagen oder Beine, Arme und Finger absterben. Je früher die Therapie beginnt, desto höher die Überlebenschance.

Bei einer weniger starken Sepsis ist der Aufenthalt auf einer Intensivstation oft nicht nötig, da die Infektionsquelle sofort mit Antibiotika therapiert werden können. Denn oft sind Bakterien für eine Blutvergiftung verantwortlich.

Bei einem Pilz- oder Virusbefall erhalten Personen neben einem Breitbandantibiotikum ein Antimykotikum gegen Pilzerreger.

Anders sieht es bei schweren Verläufen aus, denn neben der Antibiotikum Therapie ist auch eine Stabilisierung der Organfunktion notwendig. In deinem Fall liegt der Patient auf der Intensivstation.  Wie auch bei den anderen Verläufen muss der Erreger schnellstmöglich gefunden werden. Wird er entdeckt, kann eine Therapie mit dem passenden Antibiotikum oder Antimykotikum erfolgen.

Weitere notwendige Maßnahmen könnten notwendig sein:

. künstliche Beatmung

. Ersatz von Blutzellen und Plasma mit einer Transfusion

. Flüssigkeitszufuhr

. Schmerz- und Beruhigungsmittel

. aktiviertes Protein C

. Kreislaufstabilisierende Therapieansätze

. Niedrig dosiertes Kortison