Botulinumtoxin ist die Bezeichnung für eine hochgradig giftige Substanz, welche die Erregungsübertragung zwischen Nerven und Zielorganen – v. a. Muskeln – irreversibel unterbindet. Die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für dieses Nervengift ist Botox. Es handelt sich dabei nicht um eine homogene Verbindung, vielmehr existieren verschiedene Unterarten, die alle eine sehr starke Toxizität aufweisen. Sie unterscheiden sich lediglich in einzelnen Strukturmerkmalen. Botox ist chemisch betrachtet ein Protein und entsteht durch das Verderben von Lebensmitteln (insbesondere in Konservendosen). Produziert wird Botox dabei von bestimmten, grampositiven Bakterien. Das Gift wird heute vielfach in der Humanmedizin angewendet. Dabei kommt es sowohl in der Ästhetischen Chirurgie, als auch in der Therapie bestimmter muskulärer Beschwerden zur Anwendung.

Geschichte

Die Erstbeschreibung von Botox erfolgte im Jahr 1815 durch den deutschen Mediziner Justinus Kerner. Im Rahmen intensiver Forschungsarbeiten erkannte der Arzt die muskellähmende Wirkung und schlug Botox als Arzneimittel gegen nervöse Störungen vor. An therapeutischer Bedeutung gewann Botox erst im 20. Jahrhundert, als 1980 die ersten Behandlungen gegen Schielen durchgeführt wurden. Gegen Ende der 1980er Jahr weitete sich der Anwendungsbereich des Giftes aus. Bis heute steht eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung.

Produktion

Botox entsteht im Rahmen einer Biosynthese durch das Bakterium Clostridium botulinum. Unter natürlichen Bedingungen wird es durch bestimmte Zersetzungsprozesse von Lebensmitteln aufgebaut. Die industrielle Darstellung erfolgt ebenfalls durch Bakterien. Dazu werden Kulturen von Clostridium botulinum in dafür vorgesehenen Bioreaktoren unter sauren Bedingungen (pH-Wert = 3,5) kultiviert. Das entstehende Botox wird in zahlreichen Prozessen aufgereinigt und dann gelagert.

Botulismus

Es handelt sich dabei um eine Form der Lebensmittelvergiftung, die durch Botox hervorgerufen wird. Ursache ist meistens verdorbenes oder nicht sachgerecht konserviertes Fleisch, das bei Fäulnis einen Nährboden für Clostridium botulinum darstellt. Diese als Botulismus bezeichnete Vergiftungserscheinung kann lebensbedrohlich sein. Symptome sind:

  • Erweiterung der Pupille
  • Sprechstörungen
  • Schluckstörungen
  • Atemprobleme
  • Herzstillstand
  • Bauchkrämpfe

Alle Symptome beruhen auf der lähmenden Wirkung des Botox. Typischerweise findet sich kein Fieber.

Wirkungsmechanismus

Botox gehört zur Gruppe der Neurotoxine und wirkt lokal an der Stelle der Injektion. Es bewirkt einen Ausfall der Funktion des jeweiligen Zielorgans. Sämtliche sensorischen Fähigkeiten bleiben erhalten. Das Spritzen von Botox in die spezielle Körperregion (z. B. Muskulatur) bewirkt eine Zerstörung des versorgenden Nerven. Speziell die Nervenendigung wird irreversibel zerstört, wodurch eine für die Kontraktion des Muskels essentielle Übertragung des Neurotransmitters Acetylcholin nicht mehr stattfinden kann. Die Muskulatur bleibt an dieser Stelle so lange gelähmt, bis sich die Nervenendköpfe wieder regeneriert haben. Dies dauert etwa 3 bis 6 Monate. Falls therapeutisch notwendig, muss dann neues Botox appliziert werden. Neben der rein muskellähmenden Wirkung kann eine Blockade der entsprechenden Nerven auch vegetative Funktionen wie die Schweißsekretion verringern.

Anwendungsgebiete

In den Medien besonders bekannt ist Botox als Arzneimittel im Rahmen einer kosmetischen Gesichtsoperation zur Beseitigung von Falten (Facelifting). Hierbei bewirkt die Lähmung bestimmter mimischer Muskeln eine Glättung der Gesichtshaut. Botox ist weiterhin als Therapeutikum für eine Reihe von Erkrankungen zugelassen:

  • übermäßige Speichelproduktion im Rahmen der Amyotrophen Lateralsklerose
  • Blepharospasmus (Lidkrampf)
  • Hyperhidrose (krankhaft erhöhte Schweißsekretion; Injektion von Botox in die Achselhöhle)
  • Morbus Hirschsprung
  • Schielen
  • Ösophagusspasmus
  • Migräne
  • Spannungskopfschmerzen
  • Schiefhals
  • anfallsartige Muskelkrämpfe (z. B. durch Hirnläsionen oder als Folge eines Schlaganfalls)

Verabreichung

Botox wird stets in stark verdünnter Form als Injektion in die entsprechenden Körperareale gespritzt.

Nebenwirkungen

  • Schwindel
  • Lähmung von Muskeln außerhalb des zu therapierenden Areals
  • Oberlidlähmung
  • Sehstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Tränenfluss
  • Lichtempfindlichkeit
  • Übelkeit
  • Mundtrockenheit
  • Gesichtslähmung