Cannabis in der Medizin – Das umstrittene Kraut

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

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Erst im Januar 2017 wurde vom Bundestag ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der nun regeln soll, dass schwerkranken Menschen mithilfe einer Cannabis-Therapie geholfen werden kann. Was Cannabis bewirken kann, was legal ist und was nicht, haben wir hier zusammengefasst.

Therapieerlaubnis und Therapieverbot liegen nah beieinander

„Schwer erkrankte Patienten können künftig in bestimmten Fällen Cannabis auf Kassenrezept erhalten, wenn sie beispielsweise an chronischen Schmerzen, Nervenschmerzen, spastischen Schmerzen bei Multipler Sklerose oder an Rheuma leiden oder eine Appetitsteigerung bei Krebs und Aids nötig ist. Patienten ohne Therapiealternative erhalten auf ärztliche Verordnung hin getrocknete Cannabisblüten und Cannabisextrakte in kontrollierter und hochwertiger Qualität in Apotheken auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse“, hieß es in der Apotheken-Umschau direkt nachdem der Bundestag den Gesetzesentwurf verabschiedet hat. Möglicherweise hat der Fall eines 31-Jährigen den finalen Ausschlag gegeben. Erst im vergangenen Jahr hat er die Ausnahmeregelung erwirken können, zuhause Cannabis anzubauen. Was eigentlich verboten ist, wurde dem Leipziger erlaubt, um seine spastischen Lähmungen zu lindern, die auf eine Erkrankung an Multipler Sklerose (MS) zurückzuführen ist. Seine Option – Medizinhanf in der Apotheke zu kaufen – war ihm aus finanziellen Gründen nicht möglich. Und so darf er nun – per Gerichtsbescheid – Cannabis anbauen. Was für den Leipziger eine Linderung seiner Schmerzen darstellte, könnte für andere die Crux an der Entscheidung sein, denn im Wortlaut der Urteilsbegründung heißt es, dass der Anbau genehmigt wurde, weil der Mann „ohne Therapiealternative“ sei. Wer diese Ausweglosigkeit allerdings nicht beweisen kann (bzw. keinen Arzt findet, der dies so feststellt), wird nur schwer eine Anbau- oder Konsumerlaubnis erhalten.

So kann Cannabis als Medizin eingesetzt werden

Cannabis ist kein Wundermittelchen, das grenzenlose Einsatzoptionen bietet. Zurückzuführen ist die umstrittene Wirksamkeit von Cannabis allerdings auf die Bestandteile THC und CBD. Dieses Duo löst (bei Inhalation) ein Rauschgefühl aus, aber noch wichtiger: Es wirkt entspannend, krampflösend und hilft sogar gegen Brechreiz und Übelkeit. Welche Sorten von Cannabis in Apotheken geführt werden und welche Möglichkeiten es gibt, mit Cannabis Alterserkrankungen zu lindern, verrät diese Themenseite zum Thema Cannabis. In Ansätzen macht sich die Medizin diese Wirkweise schon seit geraumer Zeit zu Nutze und setzt ein Mundspray zur Lösung von Spastiken bei MS ein. Ein ähnliches Produkt wird zur Behandlung von Brechreiz in Zusammenhang mit einer Chemotherapie genutzt. Auch Aids-Patienten, die unter Appetitlosigkeit und starkem Gewichtsverlust leiden, versprechen medizinische Aufarbeitungen von THC Linderung bzw. schlichtweg wieder mehr Appetit. Forschungsergebnisse weisen THC bereits eine gute Wirkung bei der Schmerztherapie nach, in anderen Bereichen wiederum fehlt es an belastbarem Forschungsmaterial.

Cannabis wird sich einen Weg in die Medizin bahnen

Der Anbau von Hanf ist nur wenigen Landwirten erlaubt.Auch wenn es kritische Stimmen gibt und diese durchaus auch ihre Berechtigung haben, so zeigt ein Blick auf die News des Hanfverbandes doch, dass ein Einzug von Cannabis im medizinischen Sektor nicht mehr aufzuhalten ist. Vielmehr stellt sich die Medizin mittlerweile auf die neuen Möglichkeiten ein, die das Gewächs in medizinischer Form bieten kann. Fortbildungsangebote für Ärzte machen vor allem denjenigen Hoffnungen, die von der Wirkweise des Krauts profitieren könnten. Doch auch die andere Seite – die des illegalen Hanfanbaus und Konsums – beleuchtet der Verband und wartet unter anderem mit diesen wichtigen Antworten auf:
  • Der Anbau von Nutzhanf ist für Privatpersonen in Deutschland grundsätzlich illegal. Nur Landwirten mit einer bestimmten Betriebsfläche ist der Anbau erlaubt.
  • Laut Betäubungsmittelgesetz ist selbst eine geringe Cannabis-Menge nicht legal. Der Anbau, der Kauf, der Verkauf und der Besitz sind grundsätzlich verboten.
  • Wer zum Drogentest antreten muss, sollte wissen: Der THC-Gehalt eines Joints ist sieben bis 27 Stunden im Blut nachweisbar. Im Urin lassen sich einige Stoffe bis zu sechs Wochen nachweisen.
  • Rechtlich betrachtet wird in (1) „konsumnahe Delikte“ und (2) „Verstöße gegen das BtMG“ unterschieden. Sowohl die erste als auch die zweite Formulierung umfassen den Anbau, den Besitz und den Handel mit Cannabis.

Hanf aus einem anderen Blickwinkel betrachten

Die medizinische Wirksamkeit von Hanf ist nur der eine Verwendungszweck des Krauts. Eingesetzt wird der Rohstoff Hanf allerdings auch in der Industrie. In der Papier- und Automobilindustrie, in der Bauwirtschaft, der Textil- und Lebensmittelindustrie, in der Chemie und sogar in der Bioenergie wird Hanf genutzt. Was genau auf welche Art und Weise verarbeitet wird, zeigt diese Tabelle:
Hanf-Bestandteil Verfahren Ergebnis
Hanfsamen, Hanföl Kaltpressen Naturkosmetik, Lebensmittel, Produkte für die Pharmaindustrie
Hanfblüten THC-Extraktion Medikamente
Hanfstroh Mechanischer Faseraufschluss, physikalisch-chemische Weiterverarbeitung Textilien, Wärmedämmflies
Hanfstroh > Hanffasern Mechanischer Faseraufschluss, chemisch-mechanische Weiterverarbeitung Spezialzellstoff
Hanfstroh Mechanischer Faseraufschluss Autoinnenverkleidung, Geotextilien, Nadelfilzbezüge
Hanfstroh > Schäben Mechanischer Faseraufschluss Tiereinstreu
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