Es gibt eine Erkrankung, die kennen wir alle bereits seit dem Kindergartenalter. Immer wieder wurde jeder von uns durch Eltern, Lehrer und Zahnärzte vor ihr gewarnt: Karies! Wenn Bakterien beginnen, das Zahngewebe zu zersetzen, ist zahnärztliche Hilfe gefragt.

Denn ist der Prozess einmal in Gang gekommen, ist er kaum noch zu stoppen. Ungesunde Ernährung und mangelnde Zahnhygiene bieten beste Voraussetzungen für die Zahnfäule. Zuckerhaltige Speisen beschleunigen den Prozess weiter, da die kariesauslösenden Bakterien Zucker als Nahrung verwerten können.

Karies-Diagnose

Diagnostiziert der Zahnarzt einen Kariesherd, wird er diesen mechanisch beseitigen: Er bohrt den infizierten Zahn auf und entfernt die kranke Masse. Befindet sich das kariöse Geschehen auf der Oberseite oder den seitlichen Flächen des Zahns, ist eine Behandlung relativ unproblematisch. Wenn aber die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt wird, dringt sie bis ins Innere des Kauwerkzeuges ein und wandert von dort nach unten in die Zahnwurzel. Unbehandelt beginnt eine unheilvolle Entwicklung.

Infektion wandert bis zum Herzen

Hat sich der Kariesherd bis ins Innere des Zahnes – das sogenannte Zahnmark – ausgebreitet, kommt es zu einer großflächigen Entzündung des Zahninneren. Das Mark ist nicht hart und unbeweglich, wie der äußere Zahnschmelz, sondern flexibel.

Daher schwillt dieses durch die Infektion an und drückt auf den von unten in den Zahn mündenden Nerv. Extreme Zahnschmerzen sind meistens die Folge. Vom Zahnmark breitet sich die Vereiterung auf die Zahnwurzeln aus.

Die unzähligen Bakterien gelangen von der nun ebenfalls stark zerstörten Wurzel in den Kieferknochen und können sich von dort aus über die Blutbahn bis zu den inneren Organen ausbreiten. Im schlimmsten Fall sind nach einer bestimmten Zeit auch Herz und Gehirn betroffen. Organschädigungen und eine Blutvergiftung können die Folge sein. Es wird deutlich: Spätestens wenn die Wurzel des Zahnes betroffen ist, ist eine zahnärztliche Behandlung unumgänglich.

Die Wurzelbehandlung: Schwieriger Eingriff kann Zahn retten

Da es sich bei der Wurzelbehandlung um einen relativ großen Eingriff handelt, sollte zur Schmerzvermeidung in jedem Fall der betroffene Zahn sowie das umliegende Areal mittels Lokalanästhesie betäubt werden. Im Anschluss daran wird der Zahn an einer gut zugänglichen Stelle mittels Bohrer geöffnet und das gesamte kariöse Innere wird gründlich ausgebohrt und aus dem Zahnkörper entfernt. Hier muss der Dentist sehr gründlich vorgehen, denn kleinste Reste an infektiösem Gewebe können einen erneuten Kariesherd auslösen.

Ist das Zahnmark entfernt, geht es an die eigentlichen Wurzeln. Hierzu erfolgt zunächst eine Orientierung über die Krümmung der Zahnwurzeln anhand eines vorher angefertigten Röntgenbildes. Die Aufnahme erleichtert es dem Arzt, die winzigen Öffnungen der Wurzelkanäle zu finden. Hat er diese ausgemacht, wird mit feinen Instrumenten begonnen, die Wurzeln von sämtlichem verfaulten Gewebe zu säubern.

Auch hier gilt: Es darf keinerlei krankes Gewebe zurückbleiben. Auch die Teile der Nerven, die den behandelten Zahn versorgen, werden vorsichtshalber entfernt. Zurück bleibt nun ein hohler Zahn mit ebenfalls ausgehöhlten Wurzeln. Dieser wird nun gründlich mit einer desinfizierenden Lösung durchgespült. Aufgrund der Gefahr einer Ausbreitung der Keime muss gerade die Wurzel völlig keimfrei sein.

Um sicherzugehen, dass auch wirklich alles an Karies entfernt ist, wird die endgültige Füllung des Zahnes erst ca. 6 Wochen später durchgeführt. Bis dahin sollten keinerlei Schmerzen mehr aufgetreten sein. An Füllmaterial werden entweder Kunststoff, Amalgam, Zement oder längliche gummiartige Stifte verwendet. Der behandelte Zahn ist nun praktisch tot, da er weder durchblutet, noch nervlich vom Körper versorgt wird. Aus diesem Grund verfärbt sich der Zahn nach einiger Zeit dunkel. Um diesen unschönen Effekt zu umgehen, wird er meistens noch mit einer Krone versehen. Der Zahn ist tot, aber er steht weiter als Kauwerkzeug zur Verfügung.

Der Extremfall: Resektion der Wurzelspitzen

Sind die Wurzeln bereits bis an die unterste Stelle erkrankt, kann eine Infektionsverschleppung auf den Rest des Körpers nur durch eine Entfernung der unteren Wurzelspitzen vermieden werden. Nach örtlicher Betäubung öffnet der Therapeut das Zahnfleisch über der Wurzel und klappt dieses zur Seite. Anschließend bohrt er den Kieferknochen auf, bis er an die erkrankten Wurzeln herankommt.

Nun können die Wurzeln und das umliegende entzündete Gewebe entfernt werden. Es folgt eine ausführliche Spülung der Wunde mit desinfizierenden Lösungen, ehe die Wunde gefüllt und das Zahnfleisch wieder vernäht wird. Nach einer Woche können die Fäden gezogen werden. Der Rest verheilt nach einigen Wochen von selber.

Angst vorm Zahnarzt ist ein Problem

Der Artikel verdeutlicht, dass auch mit einer vermeintlich kleinen Zahnerkrankung langfristig nicht zu spaßen ist. Gerade die Zähne sind dafür bekannt, Auswirkungen auf den gesamten Körper haben zu können. Nicht nur die inneren Organe können von einer Verschleppung des Karies betroffen sein. „In diesen Fällen kann es zu einer Ausbreitung der Infektion in den Knochen, aber auch zu schweren Eiterungen (Abszessen) im Gesicht und am Hals kommen“, heißt es auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde.

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