Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine nicht-entzündliche Schmerzerkrankung, in deren Rahmen es in regelmäßigen Abständen zu starken Schmerzen und Verhärtungen der Skelettmuskulatur kommt. Besonders schmerzhaft und für die Diagnose entscheidend sind dabei die sog. Tender Points – Sehnenansätze, die der Untersucher auf Schmerzhaftigkeit überprüft. Neben den Schmerzen treten weitere, vegetative Symptome wie Sehstörungen, Übelkeit und Durchfall auf. Eine Ursache für die Fibromyalgie ist bis heute nicht bekannt. Frauen sind mit über 90 % der Fälle deutlich häufiger betroffen als Männer. Es können keinerlei organische Gründe für die Schmerzattacken identifiziert werden. Weder bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT, noch eine ausführliche Labordiagnostik zeigen irgendwelche Unregelmäßigkeiten. Die Patienten sind scheinbar gesund, aber dennoch durch die mannigfaltigen Symptome nicht in der Lage, ein normales Alltagsleben zu führen. Häufig sind sie gar nicht oder nur beschränkt arbeitsfähig.

==Fibromyalgie = Weichteilrheuma?==

Sehr gerne wird für die genannte Erkrankung der Begriff Weichteilrheuma benutzt. So sehr sich dieser Begriff auch verbreitet hat, so falsch und irreführend ist er aber. Zwar leiden Fibromyalgie-Patienten unter Symptomen, die durchaus Ähnlichkeit mit Rheuma haben. Im Gegensatz zu Rheuma liegt bei der Fibromyalgie aber keinerlei Entzündungsreaktion vor. Aus diesem Grund wäre z. B. der Einsatz von Kortisonpräparaten bei der Fibromyalgie vollkommen wirkungslos. Als sehr hilfreich erweist sich bei einem akuten Schmerzschub dagegen bei den meisten Patienten die Zufuhr von Wärme. Bei Rheuma wäre dies fatal, da warme Temperaturen eine Entzündung noch beschleunigen.

Die Symptomatik bei der Fibromyalgie

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Betroffene dieser Erkrankung praktisch permanent mehr oder weniger unter Schmerzen leiden. Auch wenn die Krankheit in Schüben verläuft, so sind die wenigsten Menschen zwischen den Schüben völlig schmerzfrei. Allerdings ist das Schmerzlevel dann in der Regel auf einem recht gut tolerierbaren Niveau.

Wichtigstes Symptom der Fibromyalgie sind die akuten Schmerzschübe, in denen es zu extrem starken Schmerzzuständen in der gesamten Skelettmuskulatur kommt. Extremitäten sind ebenso betroffen, wie Rumpf und Gelenke. Der Charakter des Schmerzes wird von Patienten unterschiedlich beurteilt: Mal eher drückend, dann brennend, pulsierend; in jeden Fall sehr qualvoll. Die Muskulatur ist in diesen Schüben meistens verhärtet und der Patient selber hat den Eindruck, dass der gesamte Körper stark geschwollen ist. Bewegungen sind nur unter größter Überwindung möglich und eine Akuthilfe existiert nicht (Schmerzmittel sind fast immer wirkungslos). Die Schübe entstehen oft ohne jeden erkennbaren Grund, körperliche Anstrengung und psychischer Stress begünstigen aber das Auftreten. Besonders intensive Schmerzen verursachen die Sehnenansatzpunkte.

Weitere Symptome der Fibromyalgie treten unabhängig von den Schüben auf. Praktisch alle Patienten leiden unter Depressionen, sowie regelmäßigen Magen-Darm-Problemen. Einige bekommen kurz vor einem Schmerzschub Durchfall, andere leiden ständig unter Bauchschmerzen. Es kommt weiterhin zu:

  • Augenbrennen
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Schlafstörungen
  • Morgensteifigkeit
  • Zittern
  • Kopfschmerzen
  • stark vermindertes sexuelles Interesse
  • Orgasmusstörungen
  • Heiserkeit
  • Ödeme
  • erhöhte Schweißsekretion
  • Infektanfälligkeit
  • Herzrhythmusstörungen (v. a. Extrasystolen)
  • permanent leicht erhöhte Körpertemperatur

Ursachen der Fibromyalgie

Trotz intensiver Forschungen konnte bisher keine eindeutige Ursache für das Auftreten der Fibromyalgie identifiziert werden. Wie erwähnt liegen keinerlei Entzündungsprozesse, o. ä. im Organismus vor. Medizinisch scheint der Patient auf den ersten Blick gesund. Da überdurchschnittlich oft eine familiäre Häufung beobachtet wird, muss von einer genetischen Prädisposition ausgegangen werden. Obwohl es keinerlei wissenschaftlichen Beweise gibt, so existiert doch eine Reihe von Theorien über die mögliche Entstehung:

Häufig machen die Mütter von Patienten mit Fibromyalgie darauf aufmerksam, dass es kurz vor oder während der Geburt zu Komplikationen gekommen ist. Bei der Mutter wird das Stresshormon Cortisol in großen Mengen ausgeschüttet und gelangt über die Plazenta in den Kreislauf des Fetus. Dieses reichert sich dort an und verursacht später das Auftreten der Schmerzerkrankung. Eine andere Theorie spricht von einer kaum nachweisbaren Autoimmunreaktion gegen den körpereigenen Modulator Serotonin. Letzteres wirkt als „Glückshormon“ und vermindert Schmerzen. Wissenschaftler fanden im Blut einiger Fibromyalgie-Patienten Antikörper gegen Serotonin.

Allen Theorien fehlt nach wie vor der wissenschaftliche Beweis und so lange es diesen nicht gibt, bleibt die Medizin den Betroffenen eine ursachenbezogene Therapie schuldig. Als sicher gelten dagegen bestimmte Faktoren, die den Ausbruch einer Fibromyalgie begünstigen. Diese sind im Einzelnen:

  • schwere und langwierige Virusinfektion
  • Unfälle mit Verletzungen
  • einseitige Belastung einer Körperhälfte
  • Tumorerkrankungen
  • andauernder Stress
  • häufige Kälte und Feuchtigkeit
  • psychische Labilität

Wie verläuft die Fibromyalgie?

Erste Symptome treten häufig im Alter zwischen 13 und 16 Jahren auf. Meistens beginnen die Schmerzen in den Gelenken oder Extremitäten. Mit den Jahren breiten sich die Symptome auf den gesamten Körper aus und der schubartige Charakter der Schmerzen tritt auf. Kommen die anderen genannten Krankheitszeichen hinzu, ist das Vollbild der Fibromyalgie erreicht.

Wie erfolgt die Diagnosestellung?

Obwohl die Fibromyalgie nicht zu den rheumatischen Erkrankungen zählt, ist doch ein Rheumatologe der kompetenteste Ansprechpartner. Da die Erkrankung noch immer nicht sehr bekannt ist und die Symptomatik so diffus ist, haben viele Menschen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits eine Vielzahl von Ärzten verschiedenster Fachrichtungen besucht. Nicht selten wurden sogar Eingriffe durchgeführt, um mögliche Symptome zu lindern. Zwischen den ersten Symptomen und der Diagnosestellung liegen oft viele Jahre. Die Diagnose Fibromyalgie ist in gewisser Weise eine Ausschlussdiagnose. Sämtliche radiologischen, internistischen, neurologischen und labormedizinischen Untersuchungen müssen ohne Befund sein. Treten dennoch die Symptome auf und bestehen diese seit mindestens einem Vierteljahr, tastet der Rheumatologe alle 18 Sehnenansatzpunkte (Tender-Points) ab. Sind davon mindestens 11 bei Druck schmerzhaft, so gilt die Diagnose als gesichert.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die Fibromyalgie ist nicht heilbar. Auch kann sie nur in den seltensten Fällen so zurückgedrängt werden, dass der Patient sie nicht mehr wahrnimmt. Dennoch gibt es eine Reihe von Behandlungsmethoden, die ein Leben mit dem Schmerzsyndrom erleichtern. Zunächst einmal sei festzuhalten: So stark die Schmerzen auch sind und so wenig mobil sich der Patient auch fühlen mag: Die Fibromyalgie verursacht keinerlei Schäden an Gelenken, Muskeln und sonstigen Körperstrukturen! Die Lebenserwartung ist nicht herabgesetzt und die Krankheit endet niemals im Rollstuhl!

Grundsätzlich sollte eine multimodale Therapie erfolgen; d. h. es sollte ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet werden, das mehrere Faktoren enthält.

Pharmakologische Therapie

Schmerzmittel selber sind oft wirkungslos; als langfristig hilfreich hat sich die Gabe des trizyklischen Antidepressivums Amitriptylin erwiesen. Zum Einen bessern sich dadurch die depressiven Verstimmungen und zum Anderen wird eine gewisse Schmerzlinderung bzw. Distanzierung vom Schmerz erreicht.

Sporttherapie

Regelmäßiges moderates Ausdauertraining vermag die Symptome der Fibromyalgie nachhaltig und effektiv zu lindern. Es sollte auf eine Gelenk-schonende Maßnahme zurückgegriffen werden, wie:

  • Crosstrainer
  • Fahrrad
  • Walken
  • Schwimmen

Psychotherapie

Hierbei soll der Patient erlernen, durch Verhaltenstherapie die Fibromyalgie zu akzeptieren und in sein Leben zu integrieren. Therapeutisches Schreiben erweist sich ebenfalls als sehr hilfreich.

Entspannungstherapie

Regelmäßige Entspannungsübungen können dem Patienten in seiner belastenden psychischen Situation helfen. Weiterhin helfen sie, die oft überlastete Muskulatur zu entspannen und Stress abzubauen. Besonders effektiv sind das autogene Training und die progressive Muskelentspannung.

Physikalische Therapie und Komplementärmedizin

Hierzu gehören Maßnahmen wie Schlammbäder, Ganzkörperwärmetherapie, Thermalbäder und Sauna.