Neuer Wirkstoff in der Diabetes-Therapie

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Im Kampf gegen die Volkskrankheit Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine entscheidende Neuigkeit: Seit Ende 2014 ist der Wirkstoff Dulaglutid in Deutschland zugelassen. Dieser muss lediglich einmal wöchentlich gespritzt werden und soll den entgleisten Zuckerstoffwechsel wieder ins Gleichgewicht bringen.

Etwas 6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus, die meisten von ihnen am sog. Typ 2. Dabei stellt die Bauchspeicheldrüse zunächst einmal noch genügend Insulin her. Durch eine Reihe von Auslösern, wie z. B. Übergewicht oder eine genetische Prädisposition, sind die Körperzellen aber nicht mehr in der Lage, auf das Hormon zu reagieren. Im Normalfall sorgt Insulin für die Aufnahme von Blutzucker in die Zellen, wo dieser dann zur Energiegewinnung herangezogen wird. In der Folge kommt es nach einer Mahlzeit einige Zeit später zu einer Absenkung des Zuckerspiegels im Blut. Bei Diabetes mellitus Typ 2 sind die Zellen jedoch gewissermaßen resistent gegen Insulin, in der Folge verbleibt der mit der Nahrung aufgenommene Zucker vermehrt im Kreislauf, ein ständig erhöhter Blutzuckerspiegel ist die Folge.

Kurios ist dabei die Tatsache, dass zwar ein Überangebot an „Brennstoff“ im Körper vorhanden ist, die Zellen diesen aber nicht mehr nutzen können. Der Betroffene fühlt sich zunehmend schlapp, die Leistungsfähigkeit nimmt immer mehr ab. Der Organismus versucht verzweifelt, dem Überangebot an Zucker Herr zu werden und reagiert mit einer gesteigerten Ausscheidung. Ständiger Harndrang und Durst sind die logische Konsequenz.

Dulaglutid erweitert Behandlungsspektrum

Während bei einem Typ-1-Diabetes zwingend Insulin gespritzt werden muss, lässt sich der Typ 2 oftmals medikamentös und durch eine entsprechende Lebensumstellung (Gewichtsabnahme, mehr Bewegung, Änderung der Ernährungsgewohnheiten) behandeln. Nur in sehr schweren Fällen kann eine unterstützende Insulinsubstitution notwendig sein. Als Wirkstoffe kommen insbesondere die sog. oralen Antidiabetika zum Einsatz, der bekannteste Vertreter ist das Metformin. Dieses hat eine günstige Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, indem es die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Insulin fördert. Gleichzeitig hemmt es die Produktion von Glukose in der Leber.

Bei vielen Patienten genügt die Kombination aus einem Medikament und einer Lebensumstellung jedoch nicht. Hier wäre folglich zunächst eine regelmäßige Insulingabe durch täglich mehrfaches Spritzen angezeigt. Seit November 2014 steht Diabetikern jedoch zusätzlich ein neuer Wirkstoff zur Verfügung, das sog. Dulaglutid. Das Besondere an dem Präparat ist die Tatsache, dass es lediglich einmal wöchentlich ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden muss. In einigen Fällen kann dieser eine Insulintherapie ersetzen.

Großer Fortschritt in der Diabetes-Therapie

Dulaglutid ist in zwei Dosierungen verfügbar, je nach Schwere der Erkrankung kann zwischen 0,75 mg und 1,5 mg gewählt werden. Die Injektion kann – ähnlich dem Insulin – zu Hause vom Patienten selber durchgeführt werden. Zentraler Angriffspunkt des Arzneimittels ist die Bauchspeicheldrüse, hier wird die Insulinausschüttung stimuliert. Zwar funktioniert diese – wie erwähnt – beim Typ 2 noch ausreichend, durch die Insulinresistenz der Zellen sind aber größere Mengen notwendig. Zudem wirkt Dulaglutid stark appetithemmend, was der oftmals unerlässlichen Gewichtsreduktion zuträglich ist. Die Magenentleerung wird durch den Wirkstoff verlangsamt.

Das neue Medikament ist v. a. für jene Patienten geeignet, die die Standardmedikation nicht vertragen. Dulaglutid kann aber auch mit Metformin (o. ä.) kombiniert werden. Die einfache Anwendung und der sehr günstige Effekt auf den Stoffwechsel ermöglichen vielen Diabetikern eine Besserung ihrer gesundheitlichen Situation.