Wartezeit beim Arzt: Ist das Wartezimmer eine Keimzelle

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Patienten und Krankenschwester im Wartezimmer

Fast ausnahmslos ist ein Besuch der ärztlichen Sprechstunde mit einer Wartezeit verbunden. Diese gilt es für gewöhnlich im Wartezimmer der Praxis zu verbringen, was einigen Menschen jedoch schwerfällt. Eine beachtenswerte Anzahl an Patienten empfindet den Aufenthalt im Wartezimmer als äußerst unangenehm.

Grund ist allerdings nicht der, dass ihnen das Warten im Allgemeinen schwerfällt. Stattdessen geht es um den expliziten Aufenthalt in besagtem Raum. Einige Menschen fühlen sich dort schlichtweg unwohl, weil sie sich vor Infektionen fürchten. Es geht die Angst um, sich bei anderen Patienten anzustecken und daraufhin selbst zu erkranken.

Besteht tatsächlich ein Infektionsrisiko?

Ganz unberechtigt ist die Angst vor möglichen Infektionen nicht. Allerdings ist anzumerken, dass dieses Risiko zu jeder Zeit an so gut wie jedem Ort besteht. Nicht nur im Wartezimmer einer Arztpraxis lauern Bakterien, Keime und andere Erreger. Ob in der Bahn, beim Einkaufen oder schlichtweg während des Besuchs bei Freunden: Erreger sind überall anzutreffen und kommen sogar relativ häufig mit dem Körper in Berührung. Dem Immunsystem gelingt es jedoch zumeist, die ungebetenen Eindringlinge erfolgreich abzuwehren.

Welches Infektionsrisiko beim Aufenthalt in einem Wartezimmer besteht bzw. wie hoch dieses bemessen ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Diesbezüglich sind mehrere Faktoren von Bedeutung, wie z.B. die Art des Arztes, der aufgesucht wird. Es dürfte jedermann einleuchten, dass in die Warteräume einer hausärztlichen Praxis mehr Erreger eingetragen werden, als beispielsweise in der Praxis eines Orthopäden.

Allerdings ist auch dies nur eine Verallgemeinerung. Schlussendlich ist die konkrete Situation entscheidend. Es kommt darauf an, welche Personen sich augenblicklich im Raum aufhalten oder dort zuvor aufgehalten haben. So ist beispielsweise nicht auszuschließen, dass sich ein Grippepatient im Wartezimmer eines Orthopäden aufhält.

So werden Grippeviren und andere Erreger übertragen

Ebenso ist das eigene Verhalten von Bedeutung. Wer die Risiken kennt, sich derer augenblicklich bewusst und entsprechend handelt, kann sein persönliches Infektionsrisiko auf ein Minimum senken.

Ob im Wartezimmer oder im Behandlungsraum, insgesamt ist das Risiko einer Infektion beim Arztbesuch als gering einzustufen. Dies wird bei genauerer Betrachtung der typischen Infektionsformen deutlich. In den meisten Fällen ist ein direkter Kontakt notwendig, beispielsweise durch Berührung einer offenen Wunde.

Allerdings gibt es auch Erreger, insbesondere im Feld im Feld der Grippeviren, deren Übertragung per Tröpfcheninfektion erfolgt. In solchen Fällen findet eine Verbreitung der Viren mittels kleinster Tröpfchen statt, wie sie z.B. beim Niesen ausgestoßen werden. Treffen diese Tröpfchen auf die menschliche Haut, passiert nichts – sie werden von einer Schutzschicht abgehalten. Anders ist die Situation bei Kontakt mit den Schleimhäuten, wie z.B. in Mund und Nase. Nach einem Kontakt mit den Augen bzw. der Netzhaut können die Erreger ebenfalls in den Körper geraten und sich schnell vermehren.

Das Risiko einer Infektion senken

Das Risiko einer solchen Übertragung im Wartezimmer ist dennoch gering. Entscheidend ist, dass Kontakte mit den Schleimhäuten vermieden werden. Deshalb ist es vollkommen in Ordnung, im Wartezimmer zu den ausliegenden Magazinen und Zeitschriften zu greifen. Die meist vom Leserkreis Lesezirkel bereitgestellten Printmedien sind ein gutes Mittel zum Zeitvertreib. Beim bloßen Kontakt mit den Händen ist eine Infektion nahezu unmöglich. Lediglich bei offenen Wunden sollte Vorsicht angebracht sein.

Letztlich gilt dies für jegliche Art von Berührungen, zu denen es in einer Arztpraxis kommt. Es können Erreger auf die Haut gelangen, die dort aber noch harmlos sind. Allerdings ist der Kontakt mit den Schleimhäuten unbedingt zu meiden, d.h. es sollte z.B. unbedingt vermieden werden, sich die Augen zu reiben. Sofern Erreger auf die Haut gelangt sind, gilt es sich abschließend gründlich die Hände zu waschen.

Doch aufgepasst: Die Verwendung haushaltsüblicher Seife beim Händewaschen genügt nicht, um Bakterien und Viren sicher zu beseitigen. Hierfür besteht die Notwendigkeit, die Hände gezielt zu desinfizieren. Dies sollte jedoch nicht im Behandlungszimmer erfolgen, auch wenn dort entsprechende Mittel bereitstehen. Schließlich gilt es im Anschluss noch die Arztpraxis zu verlassen, wobei z.B. ein Kontakt mit Türklinken erfolgt. Ebenso können auf dem Weg nach Hause weitere Erreger an die Hände gelangen.

Wer seine Hände zur Vorbeugung desinfizieren möchte, erledigt dies am besten bei der Ankunft zu Hause. Als ideal gelten spezielle Handdesinfektionsmittel, wie sie auch der Arzt verwendet. Diese sind in der Apotheke erhältlich und nicht sehr teuer. Personen, die besonders vorsichtig sind und nicht erst warten möchten, bis sie zu Hause angekommen sind, können sich auch mit einem Desinfektionsmittel für unterwegs ausrüsten.

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