Zahnfüllung der Zukunft: Die Natur zunehmend nachahmen

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Zahnfüllung

Keine Behandlung wird vom Zahnarzt derart häufig durchgeführt wie eine Zahnfüllung. Meistens ist Karies der Grund dafür, dass Teile des Zahns mit einem künstlichen Material ausgefüllt werden müssen. Synonym für Zahnfüllungen war lange Zeit Gold. Aktuell gelten „Plomben“ aus Komposit (Kunststoff) und Keramik als Mittel der Wahl. Doch Forscher sind längst dabei, die Zahnfüllung der Zukunft zu entwickeln. Der Trend dabei: Zurück zur Natur. Denn auch die geschickteste Materialmischung kommt nicht an das Original heran.

Zahnfüllung ist häufigste Zahnbehandlung

Alleine in Deutschland werden jedes Jahr rund 50 Millionen Zahnfüllungen durchgeführt. Der mit Abstand häufigste Grund hierfür ist Karies. Aber auch weitere Indikationen machen den Einsatz von künstlicher Zahnsubstanz nötig. Dies sind beispielsweise:

  • Großflächiger Abbruch eines Zahns (z. B. durch einen Unfall)
  • Stark abgenutzte Zahnoberfläche, häufig durch Zähneknirschen
  • Defekte am Zahnhals

Im Falle, dass nur ein kleiner Teil des Zahns abgebrochen ist, genügt es meistens, wenn der Zahnarzt die Stelle etwas rundschleift. Aber unabhängig gilt beim Thema Zahnerhalt, möglichst viel natürliche Zahnsubstanz zu erhalten.

Das goldene Gebiss als Zahnfüllung verliert an Bedeutung

Man muss kein Zahnarzt sein, um zu wissen: Gold galt über Jahrhunderte als das Mittel der Wahl für die Zahnfüllung. Die Gründe hierfür liegen in den günstigen Eigenschaften des Edelmetalls: Weder verfärbt es sich, noch korrodiert (rostet) es. Ein „goldenes Lächeln“ gilt bis heute in vielen Ländern weniger als Symbol schlechter Mundhygiene, als vielmehr von Reichtum und hoher sozialer Stellung. Und doch: Gold hat vor allem in den modernen Industrieländern in der Zahnmedizin kaum noch eine Bedeutung. Anders sieht es mit Amalgam aus: Seine Eigenschaften als weicher, aber trotzdem sehr stabiler Füllstoff machen ihn besonders für ausgedehnte und schwer zugängliche Defekte wertvoll, auf denen ein großer mechanischer Kaudruck herrscht.

Zahnfüllungen aus Amalgam aufgrund von Quecksilber umstritten

Auch die Zeiten von Amalgam neigen sich dem Ende entgegen, denn als Zahnfüllung ist das Material aufgrund seines Quecksilbergehaltes sehr umstritten. Aus Sicherheitsgründen wird Amalgam daher nicht mehr eingesetzt bei

  • Schwangeren,
  • Kindern,
  • Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen.

Seit dem 01. Januar 2019 darf das Material nur noch verkapselt und nicht mehr in freier Form verwendet werden. Zwar gibt es Experten, die die Belastungen durch Amalgam gering einschätzen. Dass das Material aber nicht unproblematisch ist, zeigt aber schon die Tatsache, dass jede Zahnarztpraxis über einen Amalgamabscheider verfügen muss. Dieser verhindert, dass die Verbindung in Kontakt mit dem Wassersystem kommt.

Aktuell sind Kunststoff und Keramik verbreitet

Am häufigsten werden derzeit Zahnfüllungen aus Keramik und Komposit verwendet. Unter Laien ist der Begriff „Komposit“ wenig bekannt, es handelt sich um die umgangssprachliche „Kunststofffüllung“. Bei modernen Kompositen ist dieser Begriff aber irreführend, enthalten Füllungen dieser Art doch lediglich 20 Prozent Kunststoff. Der überwältigende Anteil besteht auch hier aus Keramik. Ebenso wie die reine Keramikfüllung ist die gute Ästhetik der entscheidende Vorteil dieser modernen Zahnfüllungen. Kunststoff und Keramik sehen aus wie natürliche Zähne. Daher eignen sie sich ideal für eine Behandlung der sichtbaren Schneide- und Eckzähne. Aufgrund seiner schnell härtenden, aber wenig langlebigen Eigenschaften wird die Zementfüllung hingegen eher als Provisorium verwendet, bevor eine endgültige Entscheidung für die Zahnfüllung gefallen ist.

Ein Weg in die Zukunft: Die Zähne des afrikanischen Rotbarschs

Zunehmend setzt sich in der zahnmedizinischen Forschung die Erkenntnis durch, dass der Weg zu besseren und haltbareren Zahnfüllungen über eine Orientierung an der Natur geht. Wissenschaftler untersuchen daher intensiv Organismen, die über ein besonders stabiles Kauwerk verfügen. So zum Beispiel Buntbarsche aus dem afrikanischen Viktoriasee. Ihre Zähne sind so konzipiert, dass sie an extrem harte Nahrung angepasst sind. Möglich wird dies durch zwei Inhaltsstoffe:

  1. Das Mineral Apatit
  2. Das Protein Kollagen

Durch eine Nachahmung dieser Struktur könnte ein entscheidendes Problem bei Zahnfüllungen gelöst werden: Zwischen der natürlichen Zahnsubstanz und dem künstlichen Füllmaterial verbleibt immer ein minimaler Spalt, in dem sich nicht selten Karies bildet. Kanadische Forscher haben herausgefunden, dass jede zweite Kariesbehandlung auf genau dieses Problem zurückzuführen ist. In dem man natürliche Zahnsubstanz nachbaut, könnte dieser Effekt deutlich verringert werden.

Selbstregenerierende Füllungen verringern Rate an Wurzelbehandlungen

Wissenschaftlern der Universitäten Nottingham und Harvard haben unlängst eine Substanz entwickelt, die in der Lage ist, die Neubildung von Dentin – die Hauptsubstanz unserer Zähne – anzuregen. Hierfür sind spezielle Stammzellen verantwortlich. Würde es gelingen, dieses Füllmaterial in Kontakt mit der Zahnpulpa (der Teil des Zahns, der die Neubildung von Dentin anregt) zu bringen, könnten damit weitere Wurzelbehandlungen vermieden werden. Der Trend ist also klar: Die Zahnfüllung der Zukunft orientiert sich vor allem an der Natur. Denn das Original ist immer am besten.