das Auslegen von Träumen und die Erschließung ihres Realitätsbezugs.

Traumdeutung existierte bereits 2000 v.Chr. in Ägypten. In der Antike (etwa bei Homer oder im Alten Testament) galten die Träume als göttliche oder dämonische Eingebungen oder Zukunftsprophezeiungen. Das Traumbuch "Oneirokritiká" des Artemidoros von Ephesus aus dem 2. Jh. n.Chr. übte großen Einfluss auf die Traumbücher in Renaissance und Barock aus. In der Romantik wurde das Traummotiv wiederentdeckt und mit den dunklen Mächten des Unbewussten und Übersinnlichen in Verbindung gebracht.

Die moderne Traumdeutung geht auf S. Freud zurück ("Die Traumdeutung", 1900). Die Inhalte des Traums setzen sich nach Freud aus nächtlichen Sinneseindrücken, Erlebnissen des Vortags und Verdrängtem zusammen. Ferner unterscheidet er zwischen latentem Trauminhalt (dem Unbewussten oder Verdrängten) und manifestem Trauminhalt (der die Zensur des Über-Ichs durchlaufen hat). Den Übergang von latentem zu manifestem Inhalt bezeichnet Freud als Traumarbeit. C.G. Jung erweiterte die Freud’sche Traumdeutung später um eine final-progressive Deutung (der Traum als Modell der Zukunft) und eine überindividuelle Deutung (der Traum als Ausdruck kollektiver menschlicher Erfahrung).

1952 beginnt die empirisch-biologische Traumforschung (N. Kleitmann, W. Dement, E. Aserinsky), in der die Träume als Verarbeitung von Informationen im Gehirn betrachtet werden. Jeder Mensch hat drei bis sechs Träume pro Nacht, die zwischen fünf und 40 Minuten dauern. Der Inhalt des Traums wird zum einen durch die Erlebnisse des Tages bestimmt, zum anderen durch äußere Reize während des Schlafs (z.B. gefüllte Blase, Hunger oder Ähnliches). Dadurch, dass das Gehirn des Träumenden anders arbeitet, als im Wachzustand, kommt es zu den verzerrten und alogischen Bildern im Traum.