Viele, eher untrainierte Menschen kennen das unangenehme Gefühl: Wenn die schweren Tüten nach dem Einkauf endlich die Treppen heraufgetragen sind, jagt der Puls nur so dahin. Nach einer Ruhezeit normalisiert sich die Frequenz wieder. Was passiert im Körper wenn der Puls auf einmal zu rasen beginnt. Ein Ausflug in die Herz- und Kreislaufphysiologie:
Effektiver Transport von Sauerstoff und Nährstoffen durch den Körper
Der Puls ist das, was wir als klopfende, mechanische Aktion in der Nähe von bestimmten Körperregionen ertasten. Grundlage ist eine vorangegangene Kontraktion des Herzens. Das dabei in die Aorta ausgeworfene Blut muss bis in die entlegensten Regionen unseres Körpers transportiert werden. Aus diesem Grund setzt sich die Kontraktionswelle vom Herzen über das gesamte arterielle System fort. Zu diesem Zweck besitzen Arterien eine mehr oder weniger ausgeprägte Muskelschicht (Tunica muscularis). Diese befindet sich zwischen dem das Blutgefäß auskleidenden Epithel und der äußeren Bindegewebsschicht. Die Stärke bzw. Dicke der muskulären Schicht hängt von der Lokalisation der entsprechenden Arterie ab. Herznahe Arterien haben eine wesentlich dünnere Muskelschicht, da sie noch von der sehr kräftigen Aktion des Herzens profitieren. Periphere Arterien, wie z. B. in den Beinen, müssen das Blut völlig ohne Hilfe des Herzens transportieren und besitzen eine dicke Muskulatur.
Arterieller Sauerstoffgehalt reguliert Pulsfrequenz
Rezeptoren im Bereich der Halsschlagader registrieren Veränderungen im Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes. Sinkt dieser beispielsweise durch körperliche Anstrengung ab und droht somit eine Unterversorgung des Gewebes, wird der Sympathikus aktiviert und damit die Herzfrequenz gesteigert. Folge ist auch eine Steigerung des Pulses und somit eine schnellere und effektivere Blutversorgung des ganzen Körpers. Beim Übergang vom Liegen zu Stehen kommt es als Anpassungsreaktion ebenfalls zu einem Anstieg der Pulsfrequenz.
Pulsmessung: Handarbeit und Lebensrettung
Trotz zahlreicher hochmoderner technischer Errungenschaften in der Medizin: Den Puls misst der Ersthelfer in Ermangelung entsprechender Geräte zunächst einmal mit der Hand. Ähnlich verfährt das Pflegepersonal auf einer Station im Krankenhaus. Letztere bedienen sich meistens dem Handpuls. Aber es gibt noch eine Reihe weiterer Punkte, an denen eine Pulsmessung möglich ist:
- Halsschlagader
- Kniekehle
- Leiste
- Innenseite vom Oberarm
- Achselhöhle
- Schläfe
- Innenknöchel (knapp dahinter)
- Fußrücken
Der Puls und das Training: Auf die richtige Frequenz kommt es an
In wenigen Lebenslagen ist der Puls so bedeutend, wie beim regelmäßigen Ausdauertraining. Am Anfang einer jeden Trainingseinheit steigt der Puls zunächst einmal stark an, um eine optimale Grundversorgung des Organismus zu gewährleisten. Bei konstanter Trainingsintensität pendelt sich die Frequenz dann schlussendlich bei einem bestimmten Wert ein. Spezielle Arten der sportlichen Aktivität zielen darauf ab, den Puls während dem Training zu variieren. Egal, was für ein Training man macht – eines sollte der Trainierende immer im Auge behalten: Die maximale Herzfrequenz.
Diese berechnet sich für jeden individuell aus folgender Formel: 220 Schläge minus die Anzahl der Lebensjahre. Bevor sich der Trainingswillige aber an solche Werte herantraut, sollte er sich unbedingt ärztlich untersuchen lassen. Insbesondere Anfänger und Wiedereinsteiger über 35 Jahre sollten vorher unbedingt zu Arzt, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. Je mehr ein Mensch trainiert ist, desto niedriger ist sein Ruhepuls. Dies liegt an der trainingsbedingten, höheren Auswurfleistung des Herzens. Weniger Schläge transportieren die gleiche Menge Blut.
Übrigens richtet sich das vorrangige Trainingsziel ebenfalls nach dem Puls: Bei leichterem, dafür aber längerem Ausdauertraining und Pulswerten von 120 – 150 Schlägen pro Minute wird die Grundlagenausdauer trainiert und die Fettverbrennung stimuliert. Bei kurzen und intensiven Trainingseinheiten um die 160 – 180 Schlägen pro Minute steigern wir die maximale Leistungsfähigkeit. Fett wird hier weniger verstoffwechselt. Für Sportler gibt es zahlreiche Pulsmessgeräte in allen Preisklassen und mit einer Vielzahl von Funktionen. Mit einer modernen Pulsuhr lässt sich die Herzfrequenz während und teilweise auch nach dem Training einfach kontrollieren.