Long Covid (Post Covid)

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Darstellung von Long-Covid

Long Covid, auch als Long-Covid-Syndrom bezeichnet, beschreibt ein noch relativ neues Beschwerdebild, das die anhaltenden Symptome von COVID-19 umfasst, die über das Abklingen der Krankheit hinausgehen. Eine andere Bezeichnung für Long Covid lautet Post Covid. Das Phänomen kann mehrere Monate oder sogar länger andauern und verschiedene Symptome hervorrufen. Aktuell ist nicht klar, wie viele Menschen tatsächlich an Long Covid leiden, aber Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zu einem Drittel derjenigen betrifft, die sich mit dem Virus infiziert haben.

Die Symptome können in den ersten Wochen nach einer Infektion beginnen; manche Betroffenen berichten über Monate hinweg von Beschwerden. Einige typische Symptome sind:

  • Müdigkeit
  • Atemnot
  • Schmerzen
  • Schwindel

Manche Patienten berichten auch über Depressionen und Angstzustände. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass manche Menschen nach ihrer Genesung Probleme beim Gehen oder beim Erlernen neuer Fähigkeiten haben. Andere berichten über ungewöhnlich lange Erholungszeiten nach körperlicher Anstrengung und einer generell verminderten Konzentrationsfähigkeit.

Da es sich beim Long-Covid-Syndrom um eine neue Erkrankung handelt, sind viele Einzelheiten noch nicht genau bekannt. Forscher arbeiten jedoch an weiteren Studien zu diesem Thema und versuchen herauszufinden, welche Faktoren zu diesem Zustand führen und welche Behandlungsmethoden am besten geeignet sind.

Long Covid: Ursachen

Derzeit existieren verschiedene Theorien darüber, warum bei manchen Menschen Long Covid auftritt und bei anderen nicht. Eine davon besagt, dass möglicherweise auch nach scheinbarer Abheilung der Erkrankung noch Virusreste im Körper verbleiben. Andere Experten gehen zudem davon aus, dass eine schwächere Leistungsfähigkeit des Immunsystems ursächlich für die lange anhaltenden Beschwerden ist. Ebenfalls diskutiert wird, dass die COVID-19-Infektion zu einer Entzündungsreaktion im Körper führt, die auch nach Ende der eigentlichen Erkrankung weiter anhält.

Doch es existieren weitere Erklärungsansätze, die unter Wissenschaftlern relativ weit verbreitet sind:

  • Winzige Blutgerinnsel im Körper, die eine Folge der Corona-Infektion darstellen, könnten die Ursache für die zahlreichen Symptome sein.
  • Manche Forscher gehen davon aus, dass die Infektion mit SARS-CoV-2 zu einer Autoimmunreaktion führt, in der das Immunsystem, das ursprünglich gegen das Coronavirus gerichtet war, plötzlich körpereigene Zellen angreift.
  • Stress und psychische Belastungen können Theorien zufolge das Risiko für Long Covid erhöhen.

Long Covid: Symptome

Long Covid verursacht bei den Betroffenen eine Vielzahl von Symptomen, die auch nach Abheilung der eigentlichen Corona-Infektion anhalten. Dazu gehören vor allem:

  • Müdigkeit
  • Atemnot/Kurzatmigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit
  • Muskelschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Angst
  • depressive Verstimmung
  • Schlafstörungen
  • Haarausfall
  • Schwindel
  • Reizhusten
  • Libidoverlust
  • Geruchs-/Geschmacksstörungen

Long Covid kann Beobachtungen zufolge auch das Immunsystem schwächen und die Patienten anfälliger für andere Erkrankungen machen. In der Tat wurde in einigen Fällen von einer Abnahme bestimmter Immunzellen berichtet, was das Risiko für neue Infektionen erhöhen kann. Aufgrund der Vielfalt an möglichen Symptomen und der Schwere ihrer Auswirkungen ist es wichtig, dass Personen mit Post Covid professionelle Unterstützung erhalten.

Long Covid: Diagnostik

Durch die vielen möglichen Symptome und die Tatsache, dass es sich noch um ein recht neues Krankheitsbild handelt, fällt die Diagnostik mitunter umfangreich aus. In der Regel beginnt sie mit einer ausführlichen Patientenbefragung, in der vor allem diese Fakten relevant sind:

  • Bestand in der Vergangenheit eine Corona-Infektion?
  • Welche Beschwerden bestehen?
  • Sind weitere Vorerkrankungen bekannt, die die aktuellen Symptome evtl. anderweitig erklären können?

Im Anschluss daran erfolgt eine eingehende körperliche Untersuchung. Je nach konkreten Beschwerden besteht das weitere Prozedere aus:

  • Allgemeinmedizinischen Untersuchungen
  • Labormedizinischen Untersuchungen
  • Pneumologischen Untersuchungen
  • Neurologischen Untersuchungen
  • Psychologische Untersuchungen

Long Covid: Therapie

Aktuell gibt es noch keine Therapie, welche die eigentliche Ursache von Long Covid bekämpft. Daher richtet sich die Behandlung nach den individuellen Beschwerden der Betroffenen. Da diese äußerst unterschiedlich sein können, sind auch die Therapieansätze sehr vielseitig. Der erste Ansprechpartner ist zunächst der Hausarzt.

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft gilt Bewegung als eine der wirksamsten Methoden zur Linderung von Symptomen. Hierbei müssen Betroffene allerdings austesten, inwiefern sich ihre Belastbarkeit durch das Long-Covid-Syndrom verändert hat. Eine Überanstrengung ist keinesfalls empfehlenswert. Eine große Bedeutung kommt unterstützenden Therapien wie Physiotherapie oder Atemübungen zu. Bei Konzentrations- und Gedächtnisstörungen werden durch Ergotherapie Erfolge erzielt.

Offiziell gegen Long Covid zugelassene Medikamente gibt es bisher nicht, sodass Ärzte auch hier Arzneimittel anhand der Symptome verordnen bzw. empfehlen. Allerdings werden aktuell diverse Wirkstoffe in Studien untersucht, darunter:

  • Cannabidiol (CBD)
  • Montelukast (Asthma-Medikament)
  • Natriumpyruvat
  • Vitamin B6
  • BC 007 (Medikament gegen Herzschwäche)

Vor allem letztgenannter Wirkstoff gilt aktuellen Pressberichten zufolge als Hoffnungsträger, um das Problem Long Covid alsbald adäquat behandeln zu können.