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Reisekrankheit: Wenn der Urlaub zur Belastungsprobe wird

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Quelle / Copyright: Youtube / DW Deutsch

Der medizinische Fachbegriff für die Reisekrankheit lautet Kinetose. Darunter wird eine Reihe von Symptomen zusammengefasst, die der Körper als Reaktion auf ungewohnte Bewegungen und Beschleunigungen aussendet. Die bekanntesten hiervon sind Übelkeit und Erbrechen. Das Phänomen ist alles andere als selten. Fast jeder Mensch leidet mehr oder weniger häufig unter der Reisekrankheit.

Besonders oft trifft es empfindliche Zeitgenossen auf hoher See bei einer Schiffsfahrt. Während das Boot nur gemächlich dahinschippert, machen die Wellen dem Gleichgewichtsorgan schwer zu schaffen. Aber auch in der Bahn oder im Flugzeug sind derlei Beschwerden häufig anzutreffen. Die gute Nachricht ist: Die Symptomatik verschwindet praktisch immer sofort, wenn man wieder „festen Boden“ unter den Füßen hat. Auch gewöhnt sich der Organismus meistens an die ungewohnten Bewegungsmuster. Und es gibt die Möglichkeit vorzubeugen.

Ursache: Zwietracht zwischen Auge und Gleichgewichtsorgan

Häufig treten die Beschwerden auf, wenn es im Flugzeug zu Turbulenzen oder auf dem Meer zu starkem Seegang mit Wellen kommt. Im Auto oder Zug sind es kurvenreiche oder holprige Strecken, die empfindlichen Mägen zusetzen. Mit der Entstehung der Reisekrankheit hat der Magen allerdings nichts zu tun. Es ist vielmehr ein Ungleichgewicht zwischen den Augen, dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und dem Gehirn. Der Betroffene verfolgt die anormalen Bewegungsmuster nicht ständig mit den Augen.

In diesem Moment gelingt es dem Gehirn aber nicht mehr, die vom Gleichgewichtsorgan gemeldeten Impulse einem optischen Reiz zuzuordnen. Die Folgen sind unter anderem Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche. Ein typisches Beispiel hierzu ist folgende Situation: Man sitzt im Auto oder Zug und liest dabei eine Zeitung. Das Innenohr registriert weiterhin die Bewegungen, während die Augen nur auf den zu lesenden Text gerichtet sind.

Die Symptome: Mama mir ist schlecht

Eltern kennen die Sätze nur zu gut: „Mama mir ist schlecht.“ Gerade Kinder trifft die Reisekrankheit besonders häufig. Definitionsgemäß handelt es sich eigentlich gar nicht um eine echte Krankheit. Vielmehr ist es ein Symptomkomplex, der gewissermaßen als Warnsystem des Körpers fungiert. Wie häufig dieser Auftritt wird zum Beispiel deutlich, wenn man im Flugzeug seinen Platz einnimmt und eine Tüte in der Tasche des Vordersitzes vorfindet.

Die Symptome der Reisekrankheit

  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Schweißausbrüche
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Starke Speichelproduktion
  • Herzrasen
  • Schnelles Atmen
  • Blutdruckabfall
  • Gähnen
  • Appetitlosigkeit
  • Ohnmacht (selten)

Arzt-Patientengespräch genügt für Diagnose

Für die Diagnostik der Reisekrankheit sind in der Regel keine größeren Untersuchungen notwendig. Wenn der Patient seine Beschwerden genau schildert, wird der Arzt schnell auf die Reiskrankheit als Auslöser kommen. Auf jeden Fall sollten aber bei andauernden Symptomen ein Arzt aufgesucht werden. Zwar ist die Reisekrankheit in den meisten Fällen völlig harmlos. Wer aber an Grunderkrankungen leidet oder die Symptome auch nach Ende der Reise nicht abklingen, muss genauer untersucht werden.

Medikamente gegen die Reisekrankheit

Bestimmte Wirkstoffe aus der Gruppe der Antiemetika können die Symptome effektiv lindern. Es handelt sich dabei um Arzneimittel, die speziell gegen Übelkeit entwickelt wurden. Antiemetika sind rezeptfrei zu kaufen und sollten bei den ersten Anzeichen einer Reisekrankheit eingenommen werden. Bei bekannter Empfindlichkeit können die Medikamente auch vor Reiseantritt eingenommen werden.

Zahlreiche Möglichkeiten zur Linderung

Glücklicherweise lässt sich die Reisekrankheit auf vielfältige Art und Weise verhindern. Dabei variieren die Maßnahmen je nach Art der Fortbewegung.

  • Schiff: Im mittleren Teil des Schiffes oder an Deck kann man den Beschwerden am besten entkommen. Knapp über dem Wasserspiegel werden die Wellen als nicht so intensiv empfunden. An Deck kann ein fester Punkt am Horizont fixiert werden. Zudem wirkt sich die frische Luft günstig aus.
  • Flugzeug: Häufige „Spaziergänge“ im Gang lindern die Symptome. Der optimale Sitzplatz befindet sich am Gang und in der Nähe der Tragflächen. Bei Turbulenzen heißt es: Ruhe bewahren und tief durchatmen.
  • Auto: Das beste Mittel gegen die Reiskrankheit im Auto lautet: Selber fahren! In diesem Fall wird mit den Augen genau jede Bewegung registriert und Fehlimpulse im Gehirn treten nicht auf. Ist dies nicht möglich empfehlen sich regelmäßige Pausen an der frischen Luft. Auf die Lieblingslektüre sollte unbedingt verzichtet werden! Lesen verursacht sehr häufig Beschwerden!
  • Zug: Auch hier empfehlen sich häufige Spaziergänge im Gang. Ein Platz in Fahrtrichtung wird meistens als angenehmer empfunden.

Weitere Tipps

  • Verzicht auf Alkohol, Zigaretten, Kaffee und schwere Kost
  • Schlafen inaktiviert das Gleichgewichtsorgan und vermeidet somit Beschwerden
  • Musik hören lenkt ab
  • Strenge Gerüche sollten gemieden werden