Zentralsterilisation: Was ist das eigentlich?

AUS: MEDIZIN-LEXIKON.DE

Zentralsterilisation im Krankenhaus

Kaum einer kennt sie, doch ohne sie geht in einem Krankenhaus rein gar nichts. Die Rede ist von der Zentralsterilisation – im allgemeinen Sprachgebrauch oft schlicht als „Steri“ bezeichnet. Hier werden sämtliche Utensilien des klinischen Betriebs auf Hochglanz poliert und – noch viel wichtiger – sterilisiert. Wenn der Chirurg/die Chirurgin im OP zur Blinddarm-OP ansetzt, greift er/sie auf ein vorgefertigtes Instrumenten-Set zurück. Dies befindet sich in einem sterilen Container, der direkt aus der Zentralsterilisation stammt und dort versiegelt wurde. Erst im Operationssaal wird er wieder geöffnet. Und nach dem Eingriff gelangt er auf direktem Weg zurück in die Reinigungsabteilung, wo übrigens auch sämtliche andere medizinischen Instrumente aufbereitet werden.

Krankenhausserien erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit. Die Zuschauer halten den Atem an, wenn der versierte Chefarzt mal wieder in letzter Sekunde im OP ein Leben gerettet hat. Tränen der Rührung werden in den Wohnzimmern vergossen, als im Kreißsaal wieder ein neues Leben beginnt. Und alle erstarren vor Ehrfurcht, wenn die Oberschwester wieder einmal für Disziplin auf der Station sorgt. Doch ob „In aller Freundschaft“ oder „Emergency Room“: Um die Zentralsterilisation machen die Filmemacher einen großen Bogen. Kein Wunder, denn hier passiert meist nichts Unvorhersehbares. Im Gegenteil: Alles folgt einem strengen Ablauf – und genau das rettet Leben.

In einer Zentralsterilisation werden u. a. diese Utensilien aufbereitet:

  • OP-Besteck
  • Endoskope
  • Absaugvorrichtungen
  • Abwurfbehälter
  • Mundspatel
  • Nasenzangen
  • Bestandteile von Roboterarmen

Die Hygiene einer Klinik beginnt im Steri

Die Zentralsterilisation gliedert sich für gewöhnlich in drei größere Bereichen:

  • Unreiner Bereich
  • Reiner Bereich
  • Steriler Bereich

Unreiner Bereich: Hier kommt alles an

Nach Anlieferung der gebrauchten Utensilien von Station, Ambulanz und OP werden diese auf der unreinen Seite zunächst von grobem Schmutz (u. a. Blut) gereinigt und durch Hitze desinfiziert. Hierfür stehen große Reinigungsgeräte wie z. B. Steckbeckenspüler zur Verfügung. Sofern möglich, werden die Instrumente zuvor auseinandergebaut, damit auch wirklich alles gereinigt wird. Die Container, in denen sich die gebrauchten OP-Instrumente befanden, werden teils von Hand gereinigt. Für Absaugvorrichtungen o. Ä. gibt es spezielle Dampfstrahler, die unter hohem Druck Schmutzpartikel entfernen. Auch stehen Ultraschall-Reinigungsbäder und spezielle Bürsten zur Verfügung, um jede noch so schwer zugängliche Stelle auch sicher zu säubern.

Reiner Bereich: Sortieren & verpacken

Die Reinigungsgeräte sind meist so konzipiert, dass sie eine Öffnung auf der reinen Seite haben. Hier werden sie geleert und die Teile noch einmal von den Mitarbeitern auf ihre einwandfreie Reinigung hin überprüft. Zudem werden die OP-Sets auf der reinen Seite gemäß Inventarliste verpackt. Der Inhalt dieser Container richtet sich nach dem Eingriff. Um den reibungslosen Ablauf der Operation zu gewährleisten, müssen die Instrumente nach einem streng vorgegeben Plan einsortiert werden.

Übrigens muss nicht alles sterilisiert werden. Nasenzangen oder Mundspatel beispielsweise müssen sehr gut desinfiziert, aber nicht steril sein, da sie nicht in Kontakt mit offenen Wunden kommen. Chirurgisches Besteck hingegen muss ausnahmslos steril sein, andernfalls kann es beim Patienten zu lebensgefährlichen Infektionen wie z. B. einer Blutvergiftung kommen. Alles, was sterilisiert werden muss, kommt im reinen Bereich in den Sterilisator.

Steriler Bereich

Im sterilen Bereich wird der Sterilisator entladen und das gesamte Gut für die Logistik vorbereitet. Von hier aus werden die frisch gereinigten Instrumente, Endoskope und Co. in die einzelnen Funktionsbereiche verteilt. Bei der Auslieferung darf nichts schiefgehen. Sollte ein versiegeltes OP-Sieb oder eine zugeschweißte Verpackung aufgehen, dürfen diese die Zentralsterilisation nicht verlassen. Hier wird sehr intensiv darauf geachtet, sodass es kaum zu nennenswerten Zwischenfällen kommt. In dieser Hinsicht hat Deutschland kein Hygieneproblem. Die hohe Anzahl an Krankenhausinfektionen liegt eher darin begründet, dass einfachste Hygienemaßnahmen wie Händewaschen oft nicht sorgfältig genug beachtet werden.

Nicht jedes Krankenhaus hat eine eigene Zentralsterilisation

Im Zuge der Zusammenlegung vieler Kliniken findet man heute nicht in jedem Haus eine Zentralsterilisation. Krankenhauskonzerne mit verschiedenen Kliniken bündeln die Sterilisationsmaßnahmen häufig an einem Standort, von dem aus ein Fahrdienst alle Instrumente verteilt. Auch bedienen sich viele Krankenhäuser externer Dienstleister, sodass der klassische Steri mitunter ausgedient hat. Vielleicht ist dies auch ein Grund, wieso man so wenig von dieser Krankenhausabteilung hört. Ohne sie gäbe es jedenfalls im echten Klinikbetrieb nur selten ein Happy End. Dies bliebe dann den Arztserien vorbehalten.