Abduktion beschreibt die Bewegung eines Körperteils weg von der Körpermitte oder der zentralen Längsachse des Körpers. Diese seitliche Bewegung führt zu einer Vergrößerung des Abstands zwischen dem betroffenen Körperteil und der Körpermitte. Sie tritt in zahlreichen Gelenken des Körpers auf, darunter Hüft-, Schulter– und Finger– sowie Daumengelenke. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen: „ab“ bedeutet „weg von“, und „ducere“ heißt „führen“.
Funktion und Bedeutung der Abduktion
Die Abduktion ist eine zentrale Bewegung des menschlichen Körpers, die Mobilität und Funktionalität ermöglicht. Sie spielt eine entscheidende Rolle in alltäglichen Aktivitäten sowie in sportlichen und arbeitsbezogenen Bewegungen. Beispielsweise ist die Abduktion der Hüfte unerlässlich für Bewegungen wie das Gehen, Laufen oder Tanzen, da das seitliche Anheben des Beins die Balance und Stabilität unterstützt.
Die Schulterabduktion ermöglicht das Anheben des Arms über die horizontale Ebene hinaus, was für Handlungen wie das Greifen nach Gegenständen, das Streichen über den Kopf oder bestimmte Sportarten wichtig ist. Ohne die Fähigkeit zur Abduktion wären viele Bewegungen des Ober- und Unterkörpers eingeschränkt, was zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen würde.
Anatomische Mechanismen
Die Abduktion wird durch die Zusammenarbeit verschiedener Muskeln, Sehnen und Gelenkstrukturen ermöglicht. In der Schulter ist beispielsweise der Musculus deltoideus der Hauptakteur für die Abduktion, unterstützt durch den Musculus supraspinatus, besonders in der ersten Bewegungsphase. Bei der Hüfte sind Muskeln wie der Musculus gluteus medius und Musculus gluteus minimus maßgeblich beteiligt.
Die Gelenkarchitektur beeinflusst die Ausführung der Abduktion: Während die Kugelgelenke der Hüfte und Schulter eine weite Bewegungsfreiheit ermöglichen, erlauben die Scharniergelenke der Finger nur begrenzte Abduktionsbewegungen, etwa beim Spreizen der Finger.
Beispiele für Abduktion
- Hüfte: Das seitliche Anheben des Beins, beispielsweise beim Seitwärtslaufen.
- Schulter: Das Heben des Arms, etwa um eine Lampe aufzuhängen.
- Finger: Das Spreizen der Finger voneinander, etwa beim Greifen eines großen Gegenstands.
- Daumen: Das Entfernen des Daumens von der Handfläche, wie beim Greifen von kleinen Objekten.
Diese Beispiele verdeutlichen die Vielfalt der Abduktionsbewegungen und ihre Bedeutung für die menschliche Mobilität.
Klinische Relevanz
Störungen oder Verletzungen, die die Abduktion beeinträchtigen, können erhebliche Einschränkungen nach sich ziehen. So können Erkrankungen wie eine Schultersteife oder Bursitis trochanterica (Schleimbeutelentzündung in der Hüfte) die Bewegungsfreiheit in diesen Gelenken schmerzhaft einschränken. Eine gezielte Rehabilitation durch Physiotherapie kann helfen, die Abduktionsfunktion wiederherzustellen oder zu verbessern.
Quellen
- Platzer, W. (2019). Color Atlas of Human Anatomy: Locomotor System. Thieme.
- Netter, F. H. (2018). Atlas of Human Anatomy. Elsevier.
- Gray, H., Standring, S. (2020). Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. Elsevier.