Ein Abortivum ist ein Medikament, das gezielt eingesetzt wird, um eine Fehlgeburt (Abgang einer Schwangerschaft) zu induzieren. Diese Arzneimittel wirken direkt auf die Gebärmutter und verursachen Kontraktionen der Muskulatur, die entweder eine Fehlgeburt oder einen kontrollierten Schwangerschaftsabbruch herbeiführen. Abortiva kommen vor allem dann zur Anwendung, wenn eine Schwangerschaft aus medizinischen Gründen nicht fortgeführt werden kann oder wenn die Fehlgeburt auf sichere Weise begleitet werden muss.

Wirkmechanismus von Abortiva

Ein Abortivum wirkt auf unterschiedliche Weisen und beeinflussen verschiedene Aspekte der Schwangerschaft. Ihre Hauptfunktion besteht darin, den Gebärmutterhals zu erweitern, die Gebärmuttermuskulatur zu stimulieren oder die hormonellen Prozesse zu blockieren, die für den Fortbestand der Schwangerschaft verantwortlich sind. Hier sind einige der häufigsten Wirkmechanismen:

  • Prostaglandine: Diese Hormone lösen Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur aus und fördern das Erweichen sowie die Erweiterung des Gebärmutterhalses. Prostaglandine werden oft in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt, um den Abgang des Schwangerschaftsgewebes zu erleichtern.
  • Mifepriston: Mifepriston blockiert das Schwangerschaftshormon Progesteron, das für das Aufrechterhalten der Schwangerschaft essentiell ist. Ohne diese Unterstützung beendet der Körper die Schwangerschaft, und der Abbruchprozess beginnt. Ärzte verabreichen Mifepriston häufig zusammen mit Prostaglandinen, um die Fehlgeburt zu vollenden.
  • Oxytocin: Fachleute nutzen dieses Hormon, um die Wehen zu fördern und den Schwangerschaftsabbruch zu beschleunigen. Es wird nicht nur bei einer Fehlgeburt eingesetzt, sondern auch bei der Einleitung von Wehen bei einer normalen Schwangerschaft, wenn es medizinisch notwendig ist.

Abortivum: Verschiedene Einsatzgebiete

Abortiva werden in verschiedenen klinischen Szenarien verwendet, bei denen eine medizinische Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch vorliegt. Diese Medikamente bieten eine weniger invasive Möglichkeit, den Abbruch durchzuführen und kommen in den folgenden Fällen zum Einsatz:

  • Unvollständige oder drohende Fehlgeburt: Wenn eine Fehlgeburt droht oder bereits teilweise eingetreten ist, wird ein Abortivum verwendet, um den Abgang des Schwangerschaftsgewebes zu fördern und eine vollständige Fehlgeburt sicherzustellen.
  • Indizierter Schwangerschaftsabbruch: Wenn eine Schwangerschaft aus schwerwiegenden medizinischen Gründen, wie z. B. fetalen Anomalien oder Erkrankungen der Mutter, beendet werden muss, bieten Abortiva eine schonende Methode, den Abbruch zu initiieren.
  • Verpasste Fehlgeburt: In Fällen einer verpassten Fehlgeburt, bei der der Embryo oder Fötus bereits abgestorben ist, aber der Abgang noch nicht eingetreten ist, können Abortiva eingesetzt werden, um den natürlichen Prozess zu beschleunigen.

Typen von Abortiva

Ärzte wählen je nach klinischer Situation und dem Schwangerschaftsstadium eine Vielzahl von Abortiva aus. Zu den bekanntesten gehören:

  • Mifepriston (RU-486): Dieses Medikament wird meist bis zur 10. Schwangerschaftswoche verwendet. Es blockiert die Wirkung des für die Schwangerschaft notwendigen Progesterons.
  • Misoprostol: Misoprostol wird häufig nach der Anwendung von Mifepriston eingesetzt. Es fördert die Wehen und hilft, das Schwangerschaftsgewebe aus der Gebärmutter auszutreiben. Es kann auch als alleinige Behandlung verwendet werden, um eine Fehlgeburt einzuleiten.
  • Prostaglandin E2 (Dinoproston): Dieses Medikament wird verwendet, um den Gebärmutterhals zu erweichen und die Wehen zu fördern. Es wird in Form von Zäpfchen oder Gel verabreicht.
  • Oxytocin: In bestimmten Fällen wird Oxytocin verwendet, um Wehen zu induzieren und eine Fehlgeburt zu beschleunigen. Es wird vor allem dann eingesetzt, wenn andere Methoden nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Abortivum: Anwendung und Dosierung

Die Anwendung von Abortiva erfolgt immer unter ärztlicher Aufsicht, um Risiken und Nebenwirkungen zu minimieren. Der genaue Ablauf hängt von der Dauer der Schwangerschaft und den medizinischen Gegebenheiten ab. Häufig wird eine Kombination von Mifepriston und Misoprostol verwendet. Zuerst wird Mifepriston eingenommen, um die Schwangerschaft zu beenden. Danach wird Misoprostol verwendet, um die Wehen zu fördern und das Schwangerschaftsgewebe aus der Gebärmutter auszutreiben.

Abortivum: Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jeder medizinischen Behandlung bestehen auch bei der Anwendung von Abortiva potenzielle Risiken und Nebenwirkungen. Dazu gehören:

  • Schmerzen und Krämpfe: Diese entstehen durch die Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, die durch das Medikament ausgelöst werden. Sie sind eine normale Reaktion auf die Wehen, die zur Ausleitung des Schwangerschaftsgewebes führen.
  • Blutungen: Blutungen sind eine häufige Nebenwirkung, die jedoch in den meisten Fällen unter ärztlicher Kontrolle bleiben. Es ist wichtig, dass die betroffene Person regelmäßig ärztlich überwacht wird, um das Ausmaß der Blutungen zu kontrollieren.
  • Infektionen: In seltenen Fällen können Infektionen auftreten, wenn der Schwangerschaftsabbruch nicht vollständig erfolgt oder wenn Hygienevorschriften missachtet werden. Eine medizinische Nachsorge ist daher unerlässlich.
  • Psychische Auswirkungen: Der Verlust einer Schwangerschaft ist emotional belastend. Betroffene treffen die Entscheidung, ein Abortivum zu verwenden, oft unter schwierigen Umständen, was psychische Belastungen verursachen kann. Die betroffene Person sollte während des gesamten Prozesses umfassend unterstützt werden.

Schlussfolgerung

Abortiva bieten eine wichtige und wirksame Option für die medizinische Induktion einer Fehlgeburt oder eines Schwangerschaftsabbruchs. Sie stellen eine weniger invasive Alternative zu chirurgischen Eingriffen dar und werden in verschiedenen klinischen Szenarien eingesetzt. Die Anwendung erfolgt stets unter ärztlicher Aufsicht, um Risiken zu minimieren und eine sichere Durchführung zu gewährleisten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die betroffene Person gut informiert ist und die Entscheidung gemeinsam mit ihrem Arzt trifft, um die bestmögliche Versorgung zu erhalten.

Quellen

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