Das Absaugen ist ein medizinisches Verfahren, bei dem Flüssigkeiten, Sekrete oder Fremdkörper mittels Unterdruck aus dem Körper entfernt werden. Dieses Verfahren spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen medizinischen Disziplinen, insbesondere in der Notfall- und Intensivmedizin, der Chirurgie sowie der Pflege.
Definition und Zielsetzung
Unter Absaugen versteht man das Entfernen von Flüssigkeiten oder festen Teilen aus dem Körper durch Unterdruck. Das Fachpersonal verwendet meist eine Wasserstrahlpumpe unter Vorschaltung eines Auffanggerätes, manchmal auch eine elektrische Pumpe. Tupfer saugen kleinere Flüssigkeitsmengen auf. Schonendes Absaugen über längere Zeit, z. B. bei Rippenfelleiterung, erfolgt durch Schwerkraftwirkung mittels einer Flasche, bei der Wasser abgelassen wird, wodurch auf der Gegenseite eine Saugwirkung entsteht. Der Absaugvorgang kann mit einer Spülung kombiniert werden.
Anwendungsgebiete des Absaugens
Das Verfahren findet in verschiedenen medizinischen Bereichen Anwendung:
- Befreiung der Atemwege: Bei Neugeborenen oder bewusstlosen Patienten kann das Entfernen von Schleim oder Fremdkörpern lebensrettend sein.
- Magenentleerung: Bei bestimmten Vergiftungen oder vor Operationen saugt der Behandler den Mageninhalt ab.
- Zahnmedizin: Während zahnärztlicher Eingriffe wird Speichel abgesaugt, damit das Arbeitsfeld trocken bleibt.
- Chirurgie: Während Operationen werden Blut und andere Flüssigkeiten aus dem Operationsgebiet entfernt, damit die Sicht verbessert und Komplikationen vermieden werden.
Methoden des Absaugens
Je nach Indikation und Patientenzustand kommen unterschiedliche Absaugmethoden zum Einsatz:
Nasales und orales Absaugen
Hierbei werden Mundhöhle, Nasenhöhle und Rachen abgesaugt. Der Absaugkatheter wird oral oder nasal eingeführt, um Sekrete zu entfernen. Diese Methode wendet man häufig bei solchen Patienten an, die ihre Sekrete nicht effektiv abhusten können.
Endotracheales Absaugen
Diese Methode zielt auf die unteren Atemwege ab. Der Absaugkatheter wird über einen Endotrachealtubus oder eine Trachealkanüle in die Luftröhre eingeführt, um Bronchialsekrete zu entfernen. Dies ist besonders wichtig bei Patienten mit künstlicher Beatmung oder eingeschränktem Hustenreflex.
Bronchoskopisches Absaugen
Mittels Bronchoskopie entfernt man tieferliegende Sekrete unter direkter Sicht. Diese Methode wird häufig bei diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen an den Atemwegen eingesetzt.
Risiken und Komplikationen
Das Absaugen birgt einige potenzielle Risiken, obwohl es sich um ein häufig angewandtes Verfahren handelt. Dies sind:
- Schleimhautverletzungen: Unsachgemäße Handhabung des Katheters kann zu Verletzungen der Schleimhäute führen.
- Infektionsrisiko: Bei unzureichender Sterilität besteht die Gefahr einer Keimverschleppung.
- Sauerstoffmangel: Längeres oder unsachgemäßes Absaugen kann zu Hypoxie führen.
Daher gilt der Grundsatz: So oft wie nötig, so selten wie möglich. Vor jedem Absaugen überprüft das Personal die Funktion des Geräts und verwendet stets ein steriler Katheter.
Fazit
Das Absaugen ist ein unverzichtbares Verfahren in der Medizin zur Entfernung von Sekreten und Flüssigkeiten aus dem Körper. Es trägt maßgeblich zur Sicherstellung der Atemwege und zur Prävention von Komplikationen bei. Eine sachgerechte Durchführung unter Beachtung der Hygienestandards minimiert die Risiken und maximiert den Nutzen für den Patienten.
Quellen
- Andrea Kurz: „Pflegetechniken von A bis Z“, Elsevier, 2017, ISBN: 978-3-437-27092-5.
- „SOP Endotracheales Absaugen unter Beteiligung der Hygiene“, Thieme, 2025.
- „Absaugen bei tracheotomierten/laryngektomierten Patienten“, UniversitätsSpital Basel, 2020.
- „Ausgewählte Techniken, Verfahren und Indikationen“, Springer, 2023, ISBN: 978-3-662-54572-0