Abtreibung, auch als Schwangerschaftsabbruch bezeichnet, ist die bewusste Beendigung einer Schwangerschaft. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die verschiedenen Methoden der Abtreibung, die gesetzlichen Regelungen in Deutschland sowie die medizinischen Grundlagen.
Gesetzliche Grundlagen der Abtreibung in Deutschland
In Deutschland ist der Schwangerschaftsabbruch gemäß § 218 Strafgesetzbuch (StGB) grundsätzlich strafbar. Es existieren jedoch Ausnahmen, die einen straffreien Abbruch ermöglichen:
- Beratungsregelung: Ein Schwangerschaftsabbruch bleibt straffrei, wenn die Schwangere eine verpflichtende Beratung in einer anerkannten Beratungsstelle in Anspruch nimmt und der Eingriff innerhalb von zwölf Wochen nach der Empfängnis erfolgt.
- Medizinische Indikation: Liegt eine ernsthafte Gefahr für das Leben oder die körperliche bzw. seelische Gesundheit der Schwangeren vor, ist ein Abbruch auch nach der zwölften Woche zulässig.
- Kriminologische Indikation: Nach einer Vergewaltigung kann ein Schwangerschaftsabbruch innerhalb von zwölf Wochen nach der Empfängnis durchgeführt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Abbruch nicht von dem Arzt durchgeführt werden darf, der die Beratung oder Indikationsstellung vorgenommen hat.
Medizinische Methoden des Schwangerschaftsabbruchs
Es gibt verschiedene Methoden, um eine Schwangerschaft abzubrechen, die je nach Schwangerschaftsdauer und individuellen Gegebenheiten angewendet werden.
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Diese Methode ist bis zur neunten Schwangerschaftswoche möglich und beinhaltet die Einnahme von Medikamenten, die den Abbruch herbeiführen. In Deutschland wird hierfür das Präparat „Mifegyne“ (RU 486) verwendet, das den Wirkstoff Mifepriston enthält. Mifepriston blockiert das Hormon Progesteron, welches für den Erhalt der Schwangerschaft notwendig ist, und führt so zum Abbruch. Anschließend wird ein weiteres Medikament, meist Misoprostol, verabreicht, um die Ausstoßung des Schwangerschaftsgewebes zu unterstützen.
Ablauf
- Erstgespräch und Untersuchung durch den Arzt.
- Einnahme von Mifepriston unter ärztlicher Aufsicht.
- Nach 24 bis 48 Stunden Einnahme von Misoprostol zur Auslösung von Kontraktionen.
- Nachkontrolle zur Sicherstellung des vollständigen Abbruchs.
Chirurgischer Schwangerschaftsabbruch
Diese Methode wird in der Regel bis zur 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt und umfasst zwei Hauptverfahren:
- Vakuumaspiration (Absaugmethode): Nach Erweiterung des Muttermundes wird mittels einer Kanüle das Schwangerschaftsgewebe abgesaugt. Dieser Eingriff dauert meist nur wenige Minuten und kann unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose erfolgen.
- Kürettage (Ausschabung): Dieses Verfahren wird seltener angewendet und beinhaltet die Entfernung des Schwangerschaftsgewebes mittels eines chirurgischen Instruments, der Kürette. Oft wird die Kürettage in Kombination mit der Absaugmethode durchgeführt, um verbleibendes Gewebe zu entfernen.
Ablauf der Vakuumaspiration
- Voruntersuchung und Beratung.
- Erweiterung des Muttermundes.
- Einführung der Absaugkanüle und Entfernung des Schwangerschaftsgewebes.
- Nachkontrolle und Nachsorgegespräch.
Abtreibung Risiken und Nebenwirkungen
Wie bei jedem medizinischen Eingriff können auch bei einem Schwangerschaftsabbruch Komplikationen auftreten. Zu den möglichen Risiken gehören:
- Infektionen: Durch das Einführen von Instrumenten in die Gebärmutter kann es zu Infektionen kommen.
- Verletzungen: Selten können Verletzungen der Gebärmutter oder angrenzender Organe auftreten.
- Unvollständiger Abbruch: In einigen Fällen verbleibt Gewebe in der Gebärmutter, was einen weiteren Eingriff erforderlich machen kann.
Es ist daher essenziell, den Eingriff von erfahrenen Fachärzten durchführen zu lassen und die empfohlenen Nachsorgetermine wahrzunehmen.
Psychologische Aspekte einer Abtreibung
Ein Schwangerschaftsabbruch kann emotionale Auswirkungen haben. Einige Frauen empfinden Erleichterung, während andere Trauer oder Schuldgefühle erleben. Es ist wichtig, sich dieser möglichen Gefühle bewusst zu sein und bei Bedarf psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Beratungsstellen bieten hier wertvolle Hilfe an.
Fazit
Der Schwangerschaftsabbruch ist ein medizinisch sicherer Eingriff, wenn er unter professionellen Bedingungen durchgeführt wird. In Deutschland existieren klare gesetzliche Regelungen, die den Zugang zu einer Abtreibung unter bestimmten Voraussetzungen ermöglichen. Frauen, die vor dieser Entscheidung stehen, sollten sich umfassend beraten lassen, um die für sie beste Lösung zu finden.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): „Schwangerschaftsabbruch: Leitlinien und Empfehlungen“ (2022).
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): „Schwangerschaftsabbruch – Rechtliche und medizinische Aspekte“ (2021).
- WHO (World Health Organization): „Safe Abortion: Technical and Policy Guidance for Health Systems“ (2021).
- Rabe, T. et al.: „Medizinische Grundlagen der Gynäkologie“ (Springer, 2019).