Was ist Acholie?
Acholie bezeichnet eine gestörte oder vollständig fehlende Abgabe der Galle in den Darm. Diese Störung entsteht meist durch einen Verschluss der Gallenwege oder schwere Lebererkrankungen. Infolgedessen sammelt sich Gallenflüssigkeit im Blut, was zu einem charakteristischen Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute (Ikterus) führt.
Ursachen der Acholie
Die Ursachen der Acholie lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen:
Mechanische Ursachen
- Gallensteine (Cholelithiasis): Blockieren die Gallengänge und verhindern den Abfluss der Galle.
- Tumore: Maligne oder benigne Tumoren im Bereich der Gallenwege oder Bauchspeicheldrüsenkopfregion können eine Verengung verursachen.
- Gallengangsstrikturen: Narbige Verengungen, meist als Folge von Operationen oder chronischen Entzündungen.
- Parasitenbefall: In seltenen Fällen können Wurminfektionen, wie Clonorchis sinensis, die Gallenwege verstopfen.
Funktionelle Ursachen
- Schwere Leberentzündungen (Hepatitis): Die geschädigte Leber produziert nicht genügend Galle.
- Leberzirrhose: Fortschreitender Umbau des Lebergewebes kann die Gallensekretion stark beeinträchtigen.
- Genetische Erkrankungen: Seltene Erkrankungen wie das Alagille-Syndrom oder progressive familiäre intrahepatische Cholestase (PFIC) können Acholie verursachen.
Symptome der Acholie
Die typischen Symptome entstehen durch die fehlende oder verminderte Galleabgabe und deren Folgen:
- Ikterus (Gelbsucht): Die Haut und Skleren (Augenweiß) verfärben sich gelb.
- Hell gefärbter Stuhl: Durch den Mangel an Gallenfarbstoffen (Bilirubin) fehlt die typische braune Farbe.
- Dunkler Urin: Die angestaute Galle wird verstärkt über die Nieren ausgeschieden.
- Juckreiz (Pruritus): Durch den Anstieg von Gallensäuren im Blut.
- Verdauungsstörungen: Da Galle für die Fettverdauung notwendig ist, treten Fettstühle (steatorrhoe) auf.
- Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K): Kann langfristig zu Sehstörungen, Knochenschwäche und erhöhter Blutungsneigung führen.
Diagnose von Acholie
Die Diagnose erfolgt durch verschiedene Verfahren, die darauf abzielen, die Ursache der gestörten Galleabgabe zu identifizieren. Eine Blutuntersuchung gibt erste Hinweise, indem sie erhöhte Werte für Bilirubin, alkalische Phosphatase und Gamma-Glutamyltransferase (GGT) zeigt. Diese Werte deuten auf eine Gallestörung hin.
Bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung können strukturelle Veränderungen wie Gallensteine oder Tumoren in den Gallengängen sichtbar machen. Sollte der Ultraschall keine eindeutigen Ergebnisse liefern, wird häufig eine Magnetresonanz-Cholangiopankreatographie (MRCP) durchgeführt, die eine detaillierte Darstellung der Gallenwege ermöglicht.
In speziellen Fällen kann eine endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie (ERCP) erforderlich sein. Diese Methode dient nicht nur der Diagnosestellung, sondern bietet gleichzeitig therapeutische Möglichkeiten, wie die Entfernung von Gallensteinen oder die Platzierung eines Stents zur Offenhaltung der Gallengänge.
Behandlung der Acholie
Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
- Beseitigung mechanischer Hindernisse:
- Entfernung von Gallensteinen durch ERCP oder Operation.
- Tumorbehandlung durch chirurgische Resektion, Chemotherapie oder Bestrahlung.
- Stent-Einlage zur Offenhaltung verengter Gallengänge.
- Behandlung der Grunderkrankung:
- Therapie von Hepatitis mit antiviralen oder immunsuppressiven Medikamenten.
- Behandlung der Leberzirrhose, ggf. durch Lebertransplantation.
- Symptomatische Behandlung:
- Gabe fettlöslicher Vitamine zur Vermeidung von Mangelerscheinungen.
- Verwendung von Gallensäure-Präparaten zur Verbesserung der Verdauung.
Prognose und Prävention
Die Prognose hängt stark von der Ursache der Acholie ab. Wird die Ursache frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Heilungschancen gut. Bei chronischen Lebererkrankungen kann jedoch eine dauerhafte Schädigung bestehen bleiben. Zur Vorbeugung von Acholie sollten Risikofaktoren wie Gallensteine oder Hepatitis-Infektionen frühzeitig behandelt und eine gesunde Lebensweise geführt werden.
Fazit
Acholie ist eine ernste Erkrankung, die unbehandelt zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend für eine gute Prognose.
Quellen
- Schiff ER, Maddrey WC, Reddy KR. „Diseases of the Liver and Biliary System“. 12th ed. Wiley-Blackwell; 2017.
- Ota T, Maruyama T, Murata T, et al. „Pathophysiology of Cholestasis: Molecular Mechanisms and Therapeutic Approaches“. J Gastroenterol Hepatol. 2020;35(5):777-789.
- European Association for the Study of the Liver (EASL). „Clinical Practice Guidelines on the Management of Cholestatic Liver Diseases“. J Hepatol. 2019;71(2):399-431.