ACTH (adrenocorticotropes Hormon) ist ein lebenswichtiges Peptidhormon, das in der Hypophyse gebildet wird und eine Schlüsselrolle in der Regulation der Nebennierenrinde spielt. Es steuert die Ausschüttung von Glukokortikoiden wie Cortisol und beeinflusst zahlreiche Stoffwechselprozesse. Eine Dysregulation des Hormons kann schwerwiegende Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder die Addison-Krankheit zur Folge haben.
Was ist ACTH?
Das adrenocorticotrope Hormon ist ein 39 Aminosäuren langes Polypeptidhormon, das im Hypophysenvorderlappen durch Spaltung des Vorläuferproteins Proopiomelanocortin (POMC) synthetisiert wird. Seine Hauptaufgabe besteht in der Stimulation der Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Cortisol, Aldosteron und Androgenen. Dabei folgt die Sekretion einem zirkadianen Rhythmus mit Höchstwerten am Morgen und niedrigeren Werten am Abend.
Regulation der ACTH-Sekretion
Die Sekretion von ACTH unterliegt einem komplexen Regelkreis:
- Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse): Der Hypothalamus schüttet das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus, das die Hypophyse zur Produktion des Hormons stimuliert. ACTH wiederum regt die Nebennierenrinde zur Cortisolproduktion an.
- Negative Rückkopplung: Hohe Cortisolspiegel hemmen die Freisetzung von CRH und ACTH, während niedrige Spiegel die Produktion stimulieren.
- Zusätzliche Regulation: Stress, Infektionen und Hypoglykämie können die Sekretion des adrenocorticotropen Hormons verstärken.
Funktionen des adrenocorticotropen Hormons
ACTH erfüllt mehrere wichtige Funktionen im Körper:
- Stimulation der Cortisolproduktion: Cortisol reguliert den Glukosestoffwechsel, die Immunantwort und den Blutdruck.
- Förderung der Nebennierenrindenfunktion: Das adrenocorticotrope Hormon beeinflusst die Synthese von Mineralokortikoiden (Aldosteron) und Androgenen.
- Einfluss auf Hautpigmentierung: ACTH kann die Produktion von Melanozyten-stimulierenden Hormonen (MSH) fördern und so die Hautpigmentierung beeinflussen.
Erkrankungen im Zusammenhang mit einer Dysregulation
Eine gestörte Produktion kann verschiedene Erkrankungen hervorrufen:
ACTH-Überschuss (Hypersekretion)
- Cushing-Syndrom: Eine übermäßige Hormon-Produktion führt zu einer übermäßigen Cortisolausschüttung mit Symptomen wie Gewichtszunahme, Bluthochdruck und Muskelschwäche.
- Ektopisches ACTH-Syndrom: Tumore außerhalb der Hypophyse, z. B. kleinzellige Bronchialkarzinome, können das adrenocorticotrope Hormon produzieren und so ein Cushing-Syndrom verursachen.
ACTH-Mangel (Hyposekretion)
- Morbus Addison: Eine primäre Nebennierenrindeninsuffizienz führt zu einem Mangel an Cortisol und Aldosteron mit Symptomen wie Hypotonie, Gewichtsverlust und Müdigkeit.
- Sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz: Schädigungen der Hypophyse oder des Hypothalamus verringern die ACTH-Produktion und damit die Cortisolsynthese.
Diagnostik
Die Bestimmung im Blut dient der Diagnostik von hormonellen Störungen. Wichtige diagnostische Tests umfassen:
- Basale Messung: Blutentnahme zur Bestimmung der Konzentration an adrenocorticotropen Hormon.
- Dexamethason-Hemmtest: Test zur Differenzierung zwischen hypophysärem und ektopischem Cushing-Syndrom.
- ACTH-Stimulationstest: Untersuchung der Nebennierenrindenfunktion bei Verdacht auf Nebenniereninsuffizienz.
Fazit
Es handelt sich um ein zentrales Steuerhormon der Nebennierenrinde und beeinflusst essenzielle Stoffwechselprozesse. Störungen der Sekretion können schwerwiegende hormonelle Erkrankungen verursachen. Die Diagnose erfolgt durch spezifische Bluttests, während die Behandlung je nach Ursache medikamentös oder operativ erfolgen kann.
Quellen
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