Die Adenotomie ist ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung der Rachenmandeln, auch Adenoide oder umgangssprachlich „Polypen“ genannt. Die Operation zählt zu den häufigsten kinderchirurgischen Eingriffen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Sie wird vor allem dann notwendig, wenn chronische Infekte, Atemprobleme oder Hörstörungen durch vergrößertes lymphatisches Gewebe im Nasen-Rachen-Raum entstehen. Die Adenotomie gilt als bewährte Methode, um wiederkehrende Beschwerden dauerhaft zu lindern oder zu beseitigen.
Was ist eine Adenotomie?
Bei der Adenotomie handelt es sich um die operative Entfernung der vergrößerten Rachenmandeln (Tonsilla pharyngealis), die sich am Dach des Nasen-Rachen-Raumes befinden. Diese lymphatischen Gewebeanteile sind Teil des Waldeyer-Rachenrings und spielen im Kindesalter eine wichtige Rolle im Immunsystem. Im Verlauf der frühen Kindheit kann es jedoch zu einer übermäßigen Vergrößerung kommen. Diese hypertrophierten Adenoide blockieren die Nasenatmung, behindern die Belüftung des Mittelohres und führen nicht selten zu wiederkehrenden Infekten oder Hörminderungen.
Die Adenotomie wird typischerweise bei Kindern im Vorschulalter durchgeführt. Da sich die Rachenmandeln mit dem Alter zurückbilden, ist ein solcher Eingriff bei Erwachsenen nur sehr selten erforderlich.
Indikationen für eine Adenotomie
Die Entscheidung zur Adenotomie erfolgt nach sorgfältiger Abwägung durch einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Häufige medizinische Gründe für diesen Eingriff sind:
- Wiederholte Mittelohrentzündungen mit oder ohne Paukenerguss
- Chronische Nasenatmungsbehinderung und Mundatmung
- Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
- Nasale Sprache oder Hörverlust durch Belüftungsstörungen
In vielen Fällen wird die Adenotomie mit dem Einsetzen von Paukenröhrchen kombiniert, um die Mittelohrbelüftung zusätzlich zu verbessern.
Ablauf der Adenotomie
Die Operation erfolgt in der Regel ambulant und unter Vollnarkose. Nach der Einleitung der Narkose erfolgt der Zugang über den Mundraum. Die vergrößerte Rachenmandel wird mithilfe spezieller Küretten oder Absauginstrumente entfernt. Der Eingriff dauert meist nur 10 bis 20 Minuten.
Im Anschluss wird der Patient überwacht, um mögliche Nachblutungen oder andere Komplikationen frühzeitig zu erkennen. In den meisten Fällen kann das Kind noch am selben Tag nach Hause entlassen werden.
Nach der Adenotomie – Heilungsverlauf und Verhalten
Die ersten Tage nach einer Adenotomie sind entscheidend für eine komplikationslose Heilung. Daher sollten folgende Hinweise beachtet werden:
- Körperliche Schonung für mindestens 5 bis 7 Tage
- Vermeidung heißer Speisen und Getränke
- Weiche, kühle Nahrung zur Schonung des Wundgebiets
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Keine Reisen oder Gruppenveranstaltungen direkt nach dem Eingriff
In den meisten Fällen ist die vollständige Genesung innerhalb von etwa einer Woche erreicht. Leichte Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden sind in den ersten Tagen normal.
Risiken und mögliche Komplikationen der Adenotomie
Trotz der hohen Sicherheit des Verfahrens birgt die Adenotomie wie jeder operative Eingriff gewisse Risiken. Dazu gehören:
- Nachblutungen, insbesondere in den ersten 24 Stunden
- Infektionen im Operationsgebiet
- Veränderungen der Stimme (vorübergehende Rhinophonie)
- Seltene Komplikationen durch die Narkose
Langfristige Komplikationen sind äußerst selten. Im Gegenteil: Viele Kinder profitieren durch eine deutlich verbesserte Nasenatmung, besseren Schlaf und geringere Infektanfälligkeit.
Wissenschaftliche Bewertung und langfristiger Nutzen
Zahlreiche Studien bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit der Adenotomie, insbesondere bei Kindern mit chronischen Atemwegsinfektionen oder Belüftungsstörungen im Mittelohr. Auch eine Reduktion von Sprachverzögerungen durch verbesserte Hörfähigkeit wurde nachgewiesen. Der Eingriff hat sich als effektive Maßnahme etabliert, um wiederkehrenden Erkrankungen vorzubeugen und die kindliche Entwicklung zu unterstützen.
Die Adenotomie ist dabei kein Routineeingriff ohne individuelle Indikation. Sie sollte stets auf Basis einer gründlichen ärztlichen Untersuchung und unter Berücksichtigung der Beschwerden und Lebensqualität des Kindes geplant werden.
Quellen
- Kutter C, Scheich M, Naumann A. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. 2. Auflage. München: Urban & Fischer; 2019.
- Wiest G, Lang F. Duale Reihe Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. 3. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016.
- Sittel C, Jecker P. Praxis der HNO-Heilkunde. 2. Auflage. Berlin: Springer; 2021.
- Huppertz HI, Hoffmann GF. Pädiatrie. 9. Auflage. München: Elsevier; 2022.
- Scholz M, Baumann I. Klinikmanual HNO-Heilkunde. Berlin: Springer; 2018.