Die sogenannte Afterschrunde, medizinisch als Rhagade im Analbereich bezeichnet, ist ein schmerzhafter, spaltförmiger Einriss der Haut im Bereich des Anus. Sie zählt zu den häufigsten Ursachen für Beschwerden wie Jucken, Brennen und Blutungen beim Stuhlgang. Trotz ihrer geringen Größe kann eine Afterschrunde erhebliche Schmerzen verursachen und sollte frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Was ist eine Afterschrunde?

Eine Afterschrunde ist eine feine, meist längs verlaufende Einrissbildung im äußeren Analbereich. Sie entsteht in der Regel durch mechanische Reize oder Hautirritationen. Obwohl sie oberflächlich erscheinen kann, reicht sie häufig bis in tiefere Hautschichten und kann durch ihre Nähe zu zahlreichen Nervenenden sehr schmerzhaft sein.

Typisch für eine Afterschrunde ist:

  • Ein stechender oder brennender Schmerz beim oder nach dem Stuhlgang
  • Sichtbares Einreißen der Haut rund um den After
  • Gelegentliche Blutauflagerungen auf dem Toilettenpapier
  • Juckreiz oder Nässen im Analbereich

Ursachen der Afterschrunde

Die Entstehung einer Afterschrunde ist meist multifaktoriell. Besonders begünstigend sind Situationen, in denen die Haut mechanisch oder chemisch überbeansprucht wird.

Häufige Ursachen für eine Afterschrunde:

  • Harter Stuhlgang oder chronische Verstopfung: Durch starkes Pressen beim Toilettengang kommt es zu übermäßiger Dehnung der Analhaut.
  • Durchfall: Die wiederholte Reizung durch flüssigen, aggressiven Stuhl führt zu Hautmazeration und erhöhter Anfälligkeit für Rhagaden.
  • Übergewicht: Erhöhte Reibung durch Hautfalten sowie verstärktes Schwitzen begünstigen die Hautaufweichung.
  • Hygienefehler: Zu häufiges Waschen mit Seifen oder die Verwendung von parfümiertem Toilettenpapier können die Schutzbarriere der Haut angreifen.
  • Hauterkrankungen: Neurodermitis, Psoriasis oder Ekzeme im Analbereich erhöhen das Risiko einer Afterschrunde.

Symptome einer Afterschrunde

Eine Afterschrunde äußert sich meist sehr plötzlich. Typische Symptome sind:

  • Intensive Schmerzen beim Stuhlgang
  • Nachschmerzen über mehrere Stunden
  • Juckreiz und Spannungsgefühl
  • Sichtbarer Hautriss
  • Kleine Mengen hellroten Blutes

Wird die Rhagade chronisch, kann sich zusätzlich ein sogenannter „Analfibrom“ (Vorpostenfalte) bilden – eine kleine Hautwucherung am Rand der Fissur.

Diagnose der Afterschrunde

Die Diagnose erfolgt durch eine sorgfältige klinische Untersuchung durch einen Proktologen. In vielen Fällen reicht bereits die Inspektion des Analbereichs. Bei unklaren Beschwerden können zusätzlich eine Anoskopie oder rektale Untersuchung notwendig sein, um andere Ursachen wie Hämorrhoiden, Fisteln oder Tumoren auszuschließen.

Behandlung der Afterschrunde

Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Afterschrunde (akut oder chronisch) sowie nach den zugrunde liegenden Ursachen. Ziel ist es, den Heilungsprozess zu unterstützen und weitere Reizungen zu vermeiden.

Konservative Therapie

In der Mehrzahl der Fälle ist eine konservative Behandlung ausreichend. Diese umfasst:

  • Stuhlregulation: Ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ggf. milde Abführmittel (z. B. Flohsamenschalen)
  • Lokale Pflege: Anwendung von schützenden Salben mit Zinkoxid oder Dexpanthenol
  • Sitzbäder: Mehrmals täglich mit lauwarmem Wasser oder Kamille zur Beruhigung der Haut
  • Verzicht auf aggressive Hygieneprodukte

Medizinische Maßnahmen

Bei chronischen oder sehr schmerzhaften Fällen kann eine weitergehende Behandlung notwendig sein:

  • Rezeptpflichtige Salben: z. B. mit Nitroglyzerin oder Kalziumantagonisten zur Entspannung des Schließmuskels
  • Botulinumtoxin-Injektionen: zur temporären Lähmung des inneren Schließmuskels
  • Operative Eingriffe: Selten notwendig, insbesondere bei wiederkehrenden oder sehr ausgeprägten Fissuren

Prävention: So vermeiden Sie eine Afterschrunde

Einige einfache Maßnahmen helfen, die Entstehung einer Afterschrunde zu verhindern:

  • Achten Sie auf eine geregelte Verdauung und vermeiden Sie sowohl Verstopfung als auch Durchfall.
  • Trinken Sie ausreichend Wasser (mindestens 1,5 Liter täglich).
  • Pflegen Sie den Analbereich schonend – ohne aggressive Seifen oder übermäßiges Reiben.
  • Vermeiden Sie langes Sitzen auf der Toilette und starkes Pressen beim Stuhlgang.

Wann zum Arzt?

Eine Afterschrunde heilt in vielen Fällen innerhalb weniger Tage bis Wochen ab. Bleiben die Beschwerden jedoch länger bestehen oder treten immer wieder auf, ist eine ärztliche Abklärung notwendig. Vor allem bei starken Schmerzen, Blutungen oder sichtbaren Veränderungen im Analbereich sollte ein Facharzt für Proktologie aufgesucht werden.

Quellen

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  • Standring S, ed. Gray’s Anatomy: The Anatomical Basis of Clinical Practice. 42nd ed. London: Elsevier; 2020.
  • Zilles K, Rehkaemper G. Funktionelle Neuroanatomie. 3. Aufl. Berlin: Springer; 2018.