Was sind Akren?

Der Begriff Akren stammt aus dem Griechischen (ἄκρον = Spitze, äußerstes Ende) und bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die am weitesten vom Körperzentrum entfernten Körperpartien. Dazu zählen insbesondere Finger und Zehen, aber auch Nase, Kinn, Lippen, Ohrmuscheln und Augenbrauen. Akren sind funktionell und klinisch bedeutsam, da sie oft als erste von Durchblutungsstörungen oder peripheren Nervenschädigungen betroffen sind. Ihre exponierte Lage macht sie außerdem besonders anfällig für Verletzungen, Erfrierungen und autoimmunbedingte Veränderungen.

Anatomische und funktionelle Merkmale

Akren sind durch eine relativ dünne Weichteilabdeckung, geringe subkutane Fettschicht und eine hohe Dichte an sensorischen Nervenfasern gekennzeichnet. Die Kapillardichte ist in diesen Bereichen besonders hoch, was der Temperaturregulation und der feinen taktilen Wahrnehmung dient.

Zu den typischen Akren zählen:

  • Hände und Füße (insbesondere Finger und Zehen)
  • Nase und Lippen
  • Kinn und Ohrmuscheln
  • Augenbrauen

Ihre anatomische Lage und Versorgung machen sie empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie Kälte oder mechanischem Stress.

Klinische Bedeutung der Akren

Akren sind häufig von spezifischen Krankheitsbildern betroffen, was ihre diagnostische Relevanz unterstreicht. Einige typische Erkrankungen und Symptome im Zusammenhang mit den Akren sind:

Durchblutungsstörungen

Akren sind oft erste Indikatoren für periphere vaskuläre Erkrankungen. Kalte, blasse oder bläulich verfärbte Finger und Zehen können auf eine verminderte Durchblutung hinweisen, etwa bei Raynaud-Syndrom oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK).

Autoimmunerkrankungen

Bei Krankheiten wie der Sklerodermie zeigen sich typische Veränderungen an den Akren: Hautverhärtungen, Ulzerationen oder Nekrosen an den Fingerkuppen sind klinisch richtungsweisend.

Infektionen und Gewebeschäden

Die exponierte Lage der Akren begünstigt Infektionen durch kleinere Verletzungen. Auch Erfrierungen treten bevorzugt an diesen Körperstellen auf. In schweren Fällen kann es zur Gewebsnekrose kommen.

Typische Symptome bei akralen Erkrankungen können sein:

  • Taubheit oder Kribbeln
  • Blässe oder Zyanose (Blaufärbung)
  • Ulzerationen oder Wundheilungsstörungen
  • Schmerzen bei Kälteexposition

Diagnostik und Therapie

Die Beurteilung der Akren erfolgt im klinischen Alltag häufig visuell sowie durch Palpation (Tastbefund). Zusätzlich können kapillarmikroskopische Verfahren und Doppler-Untersuchungen eingesetzt werden, um den Gefäßstatus zu beurteilen. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung und reicht von Wärmeschutz und medikamentöser Durchblutungsförderung bis zu chirurgischen Maßnahmen.

Präventive Maßnahmen für die Gesundheit der Akren

Angesichts ihrer besonderen Sensibilität ist die Prävention von hoher Bedeutung. Wichtige Maßnahmen umfassen:

  • Schutz vor Kälte (z. B. durch Handschuhe, warme Schuhe)
  • Rauchverzicht zur Verbesserung der peripheren Durchblutung
  • Kontrolle chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus
  • regelmäßige Hautpflege und Beobachtung auf Läsionen

Fazit

Akren sind mehr als nur äußere Körperenden – sie sind ein wichtiges Frühwarnsystem für internistische, vaskuläre und dermatologische Erkrankungen. Ihre regelmäßige Untersuchung liefert wertvolle Hinweise auf den allgemeinen Gesundheitszustand, insbesondere im Hinblick auf die Durchblutung und Nervengesundheit.

Quellen

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