Akupressur ist eine jahrtausendealte Heilmethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der durch gezielten Fingerdruck auf definierte Punkte des Körpers Blockaden gelöst, Beschwerden gelindert und die Selbstheilungskräfte aktiviert werden sollen. Die Methode gilt als nebenwirkungsarm, kann selbstständig angewendet werden und findet sowohl bei körperlichen als auch bei psychosomatischen Beschwerden Einsatz.

Was ist Akupressur?

Akupressur (chinesisch: „Zhi Ya“) bedeutet wörtlich „Druck auf Akupunkturpunkte“. Sie basiert auf denselben Grundlagen wie die Akupunktur, verwendet jedoch keine Nadeln, sondern manuellen Druck. Die behandelten Punkte befinden sich entlang sogenannter Meridiane – Energiebahnen, durch die laut TCM die Lebensenergie „Qi“ fließt.

Das Ziel der Akupressur ist es, Blockaden im Energiefluss zu lösen, Schmerzen zu lindern und das körperliche sowie seelische Gleichgewicht wiederherzustellen.

Wie funktioniert Akupressur?

Bei der Akupressur wird mit den Fingerkuppen, seltener auch mit Ellbogen, Handballen oder Hilfsmitteln wie Akupressurrollen oder -bällen, gezielt Druck auf bestimmte Akupressurpunkte ausgeübt. Die Dauer des Drucks variiert je nach Punkt und Beschwerde, liegt aber meist zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten.

Der Druck bewirkt:

  • Eine lokale Durchblutungsförderung
  • Die Aktivierung des vegetativen Nervensystems
  • Eine Schmerzlinderung durch Hemmung der Schmerzleitung
  • Eine Regulation hormoneller Prozesse und vegetativer Funktionen

Anwendungsgebiete der Akupressur

Akupressur wird bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt – insbesondere dort, wo funktionelle oder psychosomatische Ursachen eine Rolle spielen. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten zählen:

  • Spannungskopfschmerzen und Migräne
  • Nackenschmerzen und Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Stress und innere Unruhe
  • Verdauungsbeschwerden
  • Menstruationsschmerzen
  • Übelkeit und Reisekrankheit

Viele Anwender berichten auch über positive Effekte auf Konzentration, allgemeines Wohlbefinden und das Immunsystem.

Vorteile der Akupressur im Alltag

Akupressur lässt sich unkompliziert in den Alltag integrieren. Sie kann selbstständig durchgeführt werden, erfordert keine Medikamente und ist risikoarm. Die Methode eignet sich besonders gut zur Prävention, zur Unterstützung schulmedizinischer Therapien und zur Entspannung.

Wichtige Vorteile auf einen Blick:

  • Sanfte, natürliche Methode ohne Medikamente
  • Auch zur Selbstanwendung geeignet
  • Fördert Entspannung und innere Ausgeglichenheit
  • Unterstützt die körpereigenen Heilmechanismen

Akupressurpunkte für Stressabbau und Schmerzlinderung

Zu den wirksamsten Punkten der Akupressur zählen jene, die mit häufigen Alltagsbeschwerden in Verbindung stehen:

  • LI4 (Hegu): Zwischen Daumen und Zeigefinger – hilft bei Kopfschmerzen, Stress, Zahnschmerzen
  • PC6 (Neiguan): Auf der Innenseite des Unterarms – bei Übelkeit, innerer Unruhe, Herzklopfen
  • Yintang: Zwischen den Augenbrauen – beruhigend, schlaffördernd
  • BL10 (Tianzhu): Am Hinterkopf – bei Nackenverspannung, Schwindel, Kopfschmerzen

Hinweis: Bei Unsicherheit oder bestehenden Vorerkrankungen sollte vor der Anwendung ärztlicher Rat eingeholt werden.

Techniken der Akupressur

Die häufigste Technik ist der statische Fingerdruck. Je nach Punkt kann dieser linear, kreisförmig oder pulsierend ausgeführt werden. Dabei wird der Druck langsam gesteigert und gleichmäßig gehalten. In der Selbstbehandlung ist es ratsam, sich auf wenige, bewährte Punkte zu konzentrieren.

Techniken im Überblick:

  • Statischer Druck: gleichmäßiger Druck mit dem Finger auf einen Punkt
  • Kreisende Bewegung: sanfte Rotation zur Stimulierung
  • Klopftechnik: rhythmisches Antippen mit Fingerspitzen
  • Hilfsmittel: Akupressurmatten, -kissen oder -bälle zur flächigen Anwendung

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Akupressur gilt als sicher und wird in der Regel gut vertragen. In seltenen Fällen kann es zu Rötungen, kleinen Blutergüssen oder vorübergehender Müdigkeit kommen. Menschen mit akuten Infekten, Blutgerinnungsstörungen oder während der Schwangerschaft sollten Akupressur nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden.

Wissenschaftliche Bewertung der Akupressur

Zahlreiche Studien haben positive Effekte der Akupressur dokumentiert – besonders bei Schmerzen, Übelkeit und Stress. Dabei wird angenommen, dass sowohl neurophysiologische als auch psychosomatische Mechanismen beteiligt sind. Die Methode wird zunehmend auch in klinischen Kontexten als komplementäre Therapie eingesetzt.

Quellen

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