Die Aleppobeule, auch bekannt als Orientbeule, ist eine chronische Hautinfektion, die durch Parasiten der Gattung Leishmania verursacht wird. Medizinisch zählt sie zur kutanen Form der Leishmaniose. Die Erkrankung ist vor allem in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet, darunter Vorderasien, der Mittelmeerraum, Teile Afrikas und Südamerikas. Besonders häufig tritt die Aleppobeule in Syrien, dem Irak und dem Iran auf – daher auch die Bezeichnung nach der syrischen Stadt Aleppo.

Was ist die Aleppobeule?

Die Aleppobeule gehört zur Gruppe der kutanen Leishmaniosen. Diese werden durch den Stich infizierter Sandmücken (Phlebotominae) übertragen, die Leishmania tropica, seltener auch L. major oder L. mexicana, in die Haut injizieren. Nach der Infektion vermehren sich die Parasiten in den Hautmakrophagen, was zu einer lokalen Entzündungsreaktion führt.

Symptome der Aleppobeule

Die Symptome beginnen typischerweise zwei bis acht Wochen nach dem Mückenstich mit dem Auftreten einer kleinen Papel an der Einstichstelle. Diese entwickelt sich über Wochen zu einem schmerzlosen, aber stark entzündlichen Geschwür.

Charakteristisch für die Aleppobeule ist:

  • Einzelne oder multiple, rundliche Ulzera, meist an unbedeckten Hautstellen (z. B. Gesicht, Arme, Beine)
  • Schuppung oder Krustenbildung um die Läsion
  • Spontane Rückbildung nach einigen Wochen bis Monaten, oft mit Narbenbildung
  • Keine systemischen Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost (im Gegensatz zur viszeralen Leishmaniose)

Übertragung und Risikofaktoren

Die Infektion erfolgt fast ausschließlich durch den Stich der weiblichen Sandmücke. Die Parasiten benötigen eine gewisse Temperatur, weshalb die Erkrankung vor allem in wärmeren Klimazonen auftritt.

Risikofaktoren im Überblick:

  • Aufenthalt in Endemiegebieten (z. B. Syrien, Afghanistan, Tunesien, Brasilien)
  • Schlafen ohne Mückennetz oder Insektenschutz
  • Militär- oder Entwicklungsdiensteinsätze in betroffenen Regionen
  • Mangelhafte hygienische Bedingungen oder zerstörte Infrastruktur (z. B. in Kriegsgebieten)

Diagnostik der Aleppobeule

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch mikroskopischen Nachweis der Erreger aus einem Abstrich oder Biopsiematerial. Auch moderne Verfahren wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und Kulturen auf speziellen Nährmedien werden eingesetzt.

Behandlung der Aleppobeule

In vielen Fällen heilt die Aleppobeule spontan ohne Therapie ab. Dennoch ist eine medizinische Behandlung häufig ratsam, um die Heilungsdauer zu verkürzen, Narbenbildung zu minimieren und Komplikationen zu vermeiden.

Therapieoptionen umfassen:

  • Lokale Wärmetherapie oder Kältetherapie
  • Topische Antimonpräparate (z. B. Paromomycin)
  • Systemische Therapie bei schweren oder multiplen Läsionen (z. B. Liposomales Amphotericin B)
  • Chirurgische Maßnahmen wie Kürettage oder Laserbehandlung bei therapieresistenten Fällen

Die Auswahl der Therapie erfolgt individuell je nach Ausdehnung, Lokalisation und Immunstatus des Patienten.

Prognose und Prävention

Die Prognose ist bei immunkompetenten Personen in der Regel gut. Eine lebensbedrohliche Entwicklung ist bei der kutanen Form wie der Aleppobeule nicht zu erwarten.

Zur Vorbeugung empfiehlt sich:

  • Verwendung von Insektenschutzmitteln (DEET-haltige Sprays)
  • Schlafen unter imprägnierten Mückennetzen
  • Tragen von langärmliger Kleidung in Risikogebieten
  • Meiden von Sandmücken-Hotspots bei Dämmerung und Nacht

Abgrenzung zu anderen Leishmaniosen

Die Aleppobeule ist eine lokalisierte Hautmanifestation. Im Gegensatz dazu betrifft die viszerale Leishmaniose (Kala-Azar) innere Organe und verläuft potenziell tödlich. Eine weitere Form ist die mukokutane Leishmaniose, die Schleimhäute zerstören kann.

Quellen

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