Die vielfältigen Ursachen von Alzheimer besser verstehen

Alzheimer zählt zu den größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Millionen Menschen weltweit sind betroffen, und trotz intensiver Forschung sind die genauen Mechanismen, die zur Entstehung dieser Krankheit führen, noch nicht vollständig geklärt. Sicher ist jedoch: Die Erkrankung hat nicht nur eine einzelne Ursache, sondern entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, biologischen und lebensstilbedingten Faktoren. Wer die Zusammenhänge versteht, kann das Risiko gezielt beeinflussen und die Möglichkeiten einer begleitenden Alzheimer-Therapie besser einschätzen.

Alzheimer – Ursachen im Überblick

Eine endgültige Ursache für die unheilbare Erkrankung ist bisher noch nicht eindeutig identifiziert worden. Wie bei vielen Krankheiten entsteht wohl auch die Alzheimer-Demenz durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren. Als relativ sicher gilt, dass eine gewisse genetische Prädisposition das Auftreten von Alzheimer begünstigt. Aber auch eine Reihe von Risikofaktoren erhöht die Wahrscheinlichkeit zu erkranken signifikant. Einer dieser Faktoren ist beispielsweise lebenslanger Bluthochdruck.

Proteine lagern sich an die Nervenzellen

Obwohl die genauen molekularen Ursachen der Alzheimer-Erkrankung noch nicht umfassend aufgeklärt sind, gilt eines als bereits erwiesen: Entartete Eiweiße sorgen im Gehirn dafür, dass es zu einem massenhaften Absterben von Nervenzellen kommt. Außerdem werden durch Lernprozesse entstandene neuronale Verbindungen im Zentralnervensystem unwiderruflich gelöst und damit zerstört. Die Zerstörung des Nervenzellgewebes wird nach heutigem Kenntnisstand durch entartete Eiweiße hervorgerufen. Diese einzelnen Proteinmoleküle verklumpen im Gehirn und lagern sich an die Nervenzellmembran an, was mittelfristig zum Ausfall des Neurons führt. Das für diesen fatalen Vorgang verantwortliche Eiweiß nennt sich Beta-Amyloid, ein Vertreter der Amyloid-Proteine. Die aus unzähligen einzelnen Proteinmolekülen bestehenden Verklumpungen werden als Oligomere bezeichnet. Diese heften sich nicht nur an die Nervenzellkörper, sondern bilden auch undurchdringliche Plaques an den Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen (Synapsen). Durch die Eiweißablagerungen können zwischen den Nerven keine Impulse mehr weitergeleitet werden, die Synapsen gehen schließlich abermillionenfach zugrunde.

Zerstörung auch von innen

Nach neuestem Kenntnisstand sind es nicht die Plaques alleine, die zu Alzheimer führen: Auch das sog. Tau-Protein liefert seinen Beitrag zu dem zerstörerischen Werk. Tau-Proteine sind normalerweise Eiweiße, die den strukturellen Zusammenhalt der Zelle sicherstellen. Bei Morbus Alzheimer ist diese Funktion allerdings gestört und die Tauproteine kommen übermäßig häufig vor. Sie lagern sich in Form von dünnen Fibrillen innerhalb der Nervenzelle ab und stören so deren Funktionalität. Des Weiteren wird eine Störung im Haushalt der neuronalen Botenstoffe vermutet. Möglicherweise könnte ein Mangel an Acetylcholin die Symptomatik weiter verschärfen.

Risikofaktoren, die Alzheimer begünstigen

Wie erwähnt spielt eine genetische Veranlagung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Alzheimer. Aber auch eine ganze Reihe von Risikofaktoren wird für die tödliche Erkrankung verantwortlich gemacht. Eine der wichtigsten Faktoren scheint hier eine bereits lange Jahre bzw. Jahrzehnte bestehende Arteriosklerose zu sein. Ebenso begünstigt starkes Übergewicht und Bluthochdruck das Auftreten von Alzheimer.

Weitere relevante Risikofaktoren

Neben den bereits genannten Ursachen zeigen Studien, dass auch Lebensstil und Umweltbedingungen Einfluss haben. Dazu gehören:

  • Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung
  • Chronischer Stress sowie Schlafmangel
  • Diabetes mellitus Typ 2
  • Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum

Diese Faktoren wirken nicht isoliert, sondern oft in Kombination. Sie erhöhen das Risiko, indem sie Gefäßschäden fördern, Entzündungen im Körper begünstigen oder direkt auf neuronale Prozesse einwirken.

Alzheimer-Ursachen: Genetik und familiäre Häufung

Einige seltene Formen von Alzheimer sind eindeutig genetisch bedingt. Mutationen in den Genen für Amyloid-Vorläuferprotein (APP) oder Preseniline (PSEN1, PSEN2) führen fast zwangsläufig zu einem frühen Krankheitsausbruch. Diese Formen sind jedoch selten. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um eine sogenannte sporadische Alzheimer-Demenz, bei der genetische Risikofaktoren wie das APOE4-Allel zwar eine Rolle spielen, aber nicht allein entscheidend sind. Hier greift erneut das Zusammenspiel mit Umwelt- und Lebensstilfaktoren.

Prävention und Einflussmöglichkeiten

Auch wenn die genauen Alzheimer-Ursachen nicht vollständig bekannt sind, lässt sich das Erkrankungsrisiko durch vorbeugende Maßnahmen senken. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, geistige Aktivität und eine ausgewogene Ernährung. Insbesondere die mediterrane Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Fisch und gesunden Fetten, zeigt in Studien positive Effekte. Zudem wirken Blutdruckkontrolle, Rauchverzicht und guter Schlaf präventiv.

  • Regelmäßige körperliche und geistige Aktivität
  • Gesunde, ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und gesunden Fetten
  • Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum oder Bewegungsmangel

Ausblick

Die Erforschung der Alzheimer-Ursachen schreitet stetig voran. Neue diagnostische Verfahren und therapeutische Ansätze ermöglichen es, Risikopersonen früh zu erkennen und Behandlungsstrategien gezielter einzusetzen. Auch wenn die Krankheit bislang nicht heilbar ist, eröffnen sich durch moderne Forschung zunehmend Chancen, das Fortschreiten zu verlangsamen und Betroffenen mehr Lebensqualität zu erhalten.

Quellen

  • Hardy J, Selkoe DJ. The amyloid hypothesis of Alzheimer’s disease: progress and problems on the road to therapeutics. Science. 2002;297(5580):353-356.
  • Bloom GS. Amyloid-β and tau: the trigger and bullet in Alzheimer disease pathogenesis. JAMA Neurol. 2014;71(4):505-508.
  • Livingston G, Huntley J, Sommerlad A, et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020;396(10248):413-446.