Alles, was Sie über Anämie wissen sollten: Ursachen, Symptome und Behandlung
Anämie, oft auch als Blutarmut bezeichnet, ist eine weit verbreitete Erkrankung, bei der der Körper nicht genügend gesunde rote Blutkörperchen oder Hämoglobin produziert. Sie kann sowohl akut als auch chronisch auftreten und verschiedene Ursachen haben. Das Verständnis der Mechanismen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten ist entscheidend, um gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden.
Ursachen der Anämie
Die Entstehung einer Blutarmut kann viele Gründe haben. Häufig handelt es sich um einen Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure. Auch chronische Erkrankungen, genetische Faktoren oder akute Blutverluste können eine Anämie auslösen.
Ernährungsbedingte Ursachen
Ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure ist die häufigste Ursache für Anämien. Eisenmangelanämie entsteht oft durch unzureichende Aufnahme über die Nahrung oder erhöhten Bedarf, zum Beispiel während Schwangerschaft oder Wachstum. Vitamin-B12-Mangel kann durch eine unzureichende Aufnahme oder Resorptionsstörungen im Magen-Darm-Trakt entstehen. Folsäuremangel tritt häufig bei unzureichender Ernährung oder erhöhtem Bedarf auf, zum Beispiel in Schwangerschaft und Stillzeit.
Erkrankungen als Ursache
Chronische Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, rheumatoide Arthritis oder Krebserkrankungen können die Produktion roter Blutkörperchen hemmen. Ebenso können genetische Faktoren, wie bei Sichelzellanämie oder Thalassämie, die Hämoglobinbildung beeinträchtigen. Infektionen, Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen führen ebenfalls zu einer sogenannten „Anämie chronischer Erkrankung“, bei der der Körper zwar genügend Eisen hat, es aber nicht effektiv nutzen kann.
Blutverluste
Akute oder chronische Blutverluste, beispielsweise durch Verletzungen, Operationen oder starke Menstruation, führen zu einem schnellen Absinken der roten Blutkörperchen. Auch gastrointestinale Blutungen durch Geschwüre oder Tumoren zählen zu den häufigen Ursachen. Wiederholte kleine Blutverluste, wie bei chronischer Magenschleimhautentzündung, können über Monate zu einer schleichenden Anämie führen.
Symptome einer Blutarmut erkennen
Die Beschwerden einer Anämie entwickeln sich meist schleichend, können aber erheblich die Lebensqualität beeinträchtigen.
Häufige Symptome:
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Blässe, vor allem an Gesicht, Lippen und Händen
- Kurzatmigkeit und Herzrasen bei Belastung
- Schwindel, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen
In schwereren Fällen kann es zu Ohnmachtsanfällen, Herzrhythmusstörungen oder einer erhöhten Infektanfälligkeit kommen. Kinder können zusätzlich Entwicklungsverzögerungen zeigen, während ältere Menschen oft eine verschlechterte Mobilität erleben. Die Intensität der Symptome hängt von der Schwere der Anämie und der Geschwindigkeit ihres Auftretens ab.
Untertypen der Anämie
Anämie lässt sich in verschiedene Formen unterteilen, je nach Ursache und Blutbild:
- Eisenmangelanämie: am häufigsten; entsteht durch Eisenmangel
- Vitamin-B12- oder Folsäuremangel-Anämie: führt zu einer gestörten Reifung der roten Blutkörperchen
- Anämie chronischer Erkrankung: bei Entzündungen, Infektionen oder Krebs
- Hämolytische Anämie: vorzeitiger Abbau roter Blutkörperchen
- Aplastische Anämie: verminderte Produktion aller Blutzellen im Knochenmark
Jede Form hat spezifische Ursachen, Symptome und Therapieoptionen, wobei die Diagnose häufig Blutbildanalysen und spezielle Laborwerte erfordert.
Diagnostik: Blutuntersuchungen und Hämoglobinwerte
Die Diagnose einer Anämie erfolgt überwiegend durch Blutuntersuchungen. Wichtige Parameter sind Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenzahl, Ferritin, Transferrin, Eisen sowie Vitamin-B12- und Folsäurespiegel. Zusätzlich kann eine Knochenmarkuntersuchung notwendig sein, wenn die Ursache unklar ist. Eine detaillierte Anamnese, einschließlich Ernährung, chronischen Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme, hilft ebenfalls, die Ursache zu identifizieren.
Behandlungsmöglichkeiten bei Anämie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Blutarmut.
Ernährung und Supplemente
Bei ernährungsbedingter Anämie stehen eisenreiche Lebensmittel wie Fleisch, Hülsenfrüchte oder Vollkornprodukte im Vordergrund. Vitamin-B12- oder Folsäuremangel kann durch gezielte Supplementierung oder Injektionen behandelt werden.
Medizinische Interventionen
- Eisenpräparate: oral oder intravenös, abhängig von Schweregrad und Verträglichkeit
- Vitamin B12-Injektionen: bei Resorptionsstörungen
- Bluttransfusionen: bei akuter oder schwerer Anämie
- Behandlung der Grunderkrankung: z. B. entzündliche Erkrankungen oder Nierenfunktionsstörungen
Regelmäßige Kontrollen sichern den Therapieerfolg und verhindern Überdosierungen.
Prävention und Lebensstil
Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure ist, kann Anämie vorbeugen. Regelmäßige Blutkontrollen sind besonders bei Risikogruppen wie Schwangeren, älteren Menschen oder chronisch Kranken sinnvoll. Auch frühzeitige Behandlung von chronischen Erkrankungen oder Blutverlusten reduziert das Risiko erheblich. Lebensstilmaßnahmen wie moderate Bewegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützen zusätzlich die Blutbildung.
Quellen
- Hoffbrand AV, et al. Essential Haematology, 8th Edition. Wiley-Blackwell, 2016.
- McCance KL, Huether SE. Pathophysiology: The Biologic Basis for Disease in Adults and Children, 8th Edition. Elsevier, 2019.
- Cappellini MD, et al. Iron deficiency anaemia. Lancet. 2019;393(10171):147–160.
- Weiss G, Goodnough LT. Anemia of chronic disease. N Engl J Med. 2005;352:1011–1023.
- Allen LH. Causes of vitamin B12 and folate deficiency. Food Nutr Bull. 2008;29(2 Suppl):S20–S34.