Definition der Achylie
Der Begriff „Achylie“ leitet sich aus dem Griechischen ab: „a-“ bedeutet „kein“ oder „ohne“, und „chylos“ steht für „Saft“. In der Medizin beschreibt Achylie das vollständige Fehlen spezifischer Verdauungssäfte, die entweder vom Magen (Magensaft) oder von der Bauchspeicheldrüse (Pankreassaft) produziert werden. Je nach betroffenem Organ unterscheidet man zwischen Achylia gastrica und Achylia pancreatica.
Achylia gastrica: Ursachen und Symptome
Achylia gastrica bezeichnet das vollständige Fehlen der Magensäfte, einschließlich Salzsäure, Pepsin und des Intrinsic Factors. Mögliche Ursachen hierfür sind:
- Chronische atrophische Gastritis: Eine langfristige Entzündung der Magenschleimhaut, die zu einem Verlust der säureproduzierenden Zellen führt.
- Magenkarzinom: Bösartige Tumoren im Magen können die Produktion von Magensäften beeinträchtigen.
Das Fehlen des Intrinsic Factors führt häufig zu einer perniziösen Anämie, einer speziellen Form der Blutarmut. Weitere Symptome können Verdauungsstörungen und Durchfälle sein.
Achylia pancreatica: Ursachen und Symptome
Achylia pancreatica bezeichnet das vollständige Fehlen des Pankreassafts, der für die Verdauung von Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten essenziell ist. Ursachen können sein:
- Verschluss des Ductus pancreaticus: Blockaden durch Gallensteine oder Tumoren verhindern den Abfluss der Verdauungsenzyme.
- Exokrine Pankreasinsuffizienz: Eine unzureichende Funktion der Bauchspeicheldrüse, wie sie beispielsweise bei Mukoviszidose vorkommt.
Ein Mangel an Pankreassaft führt dazu, dass Nährstoffe nicht ausreichend verdaut werden, was zu Fettstühlen und Mangelerscheinungen führen kann.
Diagnose der Achylie
Die Diagnose einer Achylie erfolgt durch verschiedene Untersuchungen:
- Sekretionsanalysen: Tests wie der Pentagastrin-Test für den Magen oder der Sekretin-Pankreozymin-Test für die Bauchspeicheldrüse messen die Sekretionsfähigkeit der jeweiligen Organe.
- Bildgebende Verfahren: Sonographie, Röntgen, Gastroskopie oder endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) helfen, strukturelle Ursachen wie Tumoren oder Steine zu identifizieren.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie der Achylie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:
- Substitutionstherapie:
- Vitamin B12: Bei Achylia gastrica zur Behandlung der perniziösen Anämie.
- Pankreasenzyme: Bei Achylia pancreatica zur Unterstützung der Verdauung.
- Behandlung der Grunderkrankung: Entfernung von Tumoren, Beseitigung von Gallensteinen oder spezifische Therapien bei chronischer Gastritis.
Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Fazit
Achylie ist ein ernstzunehmender Zustand, der durch das vollständige Fehlen wichtiger Verdauungssäfte charakterisiert ist. Eine genaue Diagnostik und individuell angepasste Therapie sind essenziell, um die Verdauungsfunktion zu unterstützen und mögliche Folgeerkrankungen zu verhindern.
Quellen
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- Keller J, Layer P. The Pathophysiology of Malabsorption. Deutsches Ärzteblatt International. 2014;111(41):705-715. doi:10.3238/arztebl.2014.0705.
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