Was ist eine Abruptio?
Der Begriff Abruptio bezeichnet eine plötzliche Ablösung eines Gewebes oder Organs. Im medizinischen Kontext wird damit häufig die vorzeitige Ablösung der Plazenta (Abruptio placentae) während der Schwangerschaft beschrieben. Diese Komplikation kann lebensbedrohlich für Mutter und Kind sein und erfordert eine sofortige medizinische Behandlung.
Ursachen der Abruptio
Die genauen Ursachen einer Plazentalösung sind nicht immer eindeutig, jedoch gibt es verschiedene Risikofaktoren, die diesen Vorgang begünstigen können:
- Bluthochdruck (Hypertonie) oder Präeklampsie
- Traumata (z. B. durch Unfälle oder Stürze)
- Nikotin- oder Drogenkonsum, insbesondere Kokain
- Mehrlingsschwangerschaften oder Polyhydramnion (übermäßige Fruchtwassermenge)
- Vorangegangene Plazentalösung in einer früheren Schwangerschaft
Symptome einer Plazentaablösung
Die Symptome einer Abruptio können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Vaginale Blutungen, die unterschiedlich stark sein können
- Plötzliche, starke Bauchschmerzen, oft unabhängig von Wehen
- Uterine Hypertonie (anhaltende Verhärtung der Gebärmutter)
- Rückgang oder Ausbleiben von Kindsbewegungen
- Kreislaufprobleme, wie Schwindel oder niedriger Blutdruck
Diagnose einer Abruptio
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus:
- Ultraschalluntersuchung, um die Plazenta und den Zustand des Kindes zu beurteilen
- CTG (Kardiotokografie) zur Überprüfung der fetalen Herzfrequenz
- Blutuntersuchungen, um Blutverlust und Gerinnungsstörungen zu bewerten
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung hängt von der Schwere der Abruptio und dem Schwangerschaftsalter ab:
Konservative Therapie
Bei einer leichten Plazentalösung ohne starke Blutung oder fetale Beeinträchtigung kann eine engmaschige Überwachung erfolgen. Diese umfasst:
- Bettruhe und stationäre Überwachung
- Medikamentöse Stabilisierung des Kreislaufs
- Lungenreifebehandlung bei Frühgeburtsgefahr
Notfallbehandlung
Bei schweren Fällen mit starken Blutungen oder fetaler Gefährdung ist eine sofortige Entbindung erforderlich, meist durch einen Kaiserschnitt. Begleitend erfolgt eine Stabilisierung der Mutter durch:
- Bluttransfusionen, falls nötig
- Intravenöse Flüssigkeitsgabe
- Gerinnungsmanagement, um Komplikationen wie eine Verbrauchskoagulopathie zu vermeiden
Prognose und mögliche Komplikationen
Die Prognose hängt von der Schwere der Plazentalösung ab. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessern die Überlebenschancen von Mutter und Kind erheblich. Mögliche Komplikationen einer unbehandelten Abruptio sind:
- Starke Blutungen mit lebensbedrohlichem Schock
- Sauerstoffmangel des Kindes mit möglichen neurologischen Schäden
- Frühgeburt oder intrauteriner Fruchttod
Vorbeugung einer Abruptio
Obwohl nicht jede Plazentalösung verhindert werden kann, gibt es einige Maßnahmen zur Risikoreduktion:
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und Drogenkonsum
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Bluthochdruck oder Präeklampsie
- Schutz vor Bauchtraumata, z. B. durch das Tragen eines Sicherheitsgurts in der Schwangerschaft
Fazit
Die Abruptio placentae ist eine ernste Schwangerschaftskomplikation, die schnelle medizinische Maßnahmen erfordert. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind verhindern. Schwangere mit Risikofaktoren sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Quellen
- Gabbe, S.G., Niebyl, J.R., Simpson, J.L. (2016): Obstetrics: Normal and Problem Pregnancies. Elsevier.
- Cunningham, F.G., Leveno, K.J., Bloom, S.L. (2018): Williams Obstetrics. McGraw-Hill.
- Rezende, J., Montenegro, C.A. (2015): Obstetricia Fundamental. Guanabara Koogan.